Kurz nach Ostern bedachte uns der Engländer wieder mit Bomben. Eine „Torpedobombe“ fiel im Winkel des Nordweder Dammes und Semkens Weg auf einen Kartoffelacker. Der Luftdruck war so gewaltig, daß das Schulhaus einige Male „schaukelte“. Ich wachte von diesen Bewegungen auf, wenn ich auch den Knall der Explosion überhörte. Ich kleidete mich eiligst an und ging nach draußen. Auf der „neuen“ Straße brannten einige Brandbomben. Schaufelgeklirr auf den Steinen verriet, daß der Nachbar auf dem Posten war. Am andern Morgen besahen wir uns die Sache. Eine Brandbombe war nicht explodiert, lag neben einem Torfofen. Wir besahen uns das Ding vorsichtig, hatten wir doch keine Ahnung, wie man damit umzugehen habe. Ein Mädchen erzählte, daß beim Nachbar Ebbers eine Brandbombe das Scheunendach durchschlagen hatte. Sie hatte auch noch ein Eisenteil eines Kultivators zerbrochen und verschwand dann in der Erde. In der weiteren Umgegend platzten noch weitere Bomben, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten. Nachdem die Ortspolizei die üblichen Untersuchungen usw. vornahm, sie auch feststellte, daß keine Gefahr mehr drohte, sahen wir uns mittags den Bombentrichter an Semkens Weg an. Er war reichlich 20 m im Durchmesser und 1 m tief. Er lag mitten in einem Kartoffelfeld. Sprengstücke fanden sich nur wenig. In einer anliegenden Weide fanden sich noch 2 geringere Sprengtrichter. Garten am Hause In diesem Frühjahr habe ich mehr als gewöhnlich im Garten gearbeitet. Eine Ecke des Gartens hat nur eine flache Humusdecke. Darunter lag eine Sandschicht von ½ m. Die Folge war, daß in einem auch nur einigermaßen warmen Sommer dieses Stück stark austrocknete. Ich habe also den Sand herausgegraben. Die Kinder fuhren ihn gerne auf den Spielplatz, auf dem sich nur eine flache Sanddecke befindet. In die Grube hinein warf ich Soden und darauf die alte Erde. Die vermischte ich reichlich mit Kompost. Dann habe ich wieder 5 Obstbäume: Apfel-, Kirschen-, Pfirsich- u. Aprikosenbäume angepflanzt. Sie stammen aus der Baumschule Runge, Lüninghausen. 2 starke Bäume, 1 Pfirsich- u. ein Pflaumenbaum sind von mir umgepflanzt worden. Es ist sehr schade, daß die Verlängerung des nachbarlichen Feldweges gerade durch das Grundstück geht. Ein höchst überflüssiger Verkehr bewegt sich über den Hof, auf dem man die ganze Anlage einstellen muß. Was nützt einem ein schöner Baum, wenn er nur anderen Leuten zugute kommt? Über meine Düngungsweise amüsieren sich meine Nachbarn. Alles Unkraut und alles anfallende Gras des Grundstückes kommt auf den Komposthaufen, der dann als Humus nach 2 Jahren wieder verteilt wird. Nur das Gurkenbeet und die Tomatenstücke bekommen „Mist“. Außerdem gebe ich noch schwache Mengen von Kunstdünger. Die Ernten des Gartens sind durchaus zufriedenstellend. Einen geforderten Schulgarten legte ich nicht an. Dazu fehlte der Raum. Außerdem fehlt das Interesse bei den Kindern. Mein eigener Garten dient als Beobachtungsgarten usw. Seit Jahren bemühe ich mich, die Kinder dahin zu bringen, daß sie Schwarzwurzeln zu Haus ansehn [ansäen]. Leider ohne Erfolg. In diesem Herbst will ich noch einmal darauf zurückkommen. Ich glaube, in diesem Jahre den Geburtstag des Führers entweiht zu haben! Es war nötig, sehr nötig sogar, daß die Abortgruben gelehrt wurden. Es fand sich niemand dazu. Der eine Bauer hatte kein Gerät, der andere keine Zeit usw. Der Gemeinde damit zu kommen, war diesmal unmöglich, da Eile erforderlich. Mein Schwager, Bauer in Worpswede, war bereit, mir Gespann, Geräte u. Knecht zu leihen, aber nur an diesem Tage. So verbrachte ich einen geruchreichen Morgen, der auch auf das Konto einer billigen Miete zu setzen ist. Juni 22 Krieg mit d. Ud.S.S.R. [Hierüber keine Eintragungen] Dienstversammlung in Lilienthal. Am Tage vor Beginn der Sommerferien nahm ich teil an der Dienstversammlung aller Lehrer in Lilienthal, Murkens Gasthaus. Geleitet wurde die Versammlung von Herrn Schulrat Dudt, Verden. Auf der Tagesordnung stand der neue Lehrplan. Einige Vorträge wurden gehalten, die zeigten, wie er entstanden war u. wie er gesehen werden wollte. Anschließend wurden Fragen allgemeiner Art besprochen. Sommerferien 1941. Die Sommerferien dauerten vom 23. Juni bis – einige Tage wurden zugegeben – 31. Juli. Für mich brachten sie Arbeitstage schwerster Art. Mein Schwager stand vor der Heuernte, die Aussicht, mit nur 3 Arbeitskräften, Knecht, Polin, Arbeitsmaid 50 Morgen Heu einzubringen, stimmte ihn nicht gerade friedlich. Der Knecht war debil, die Arbeitsmaid völlig unbrauchbar. So mußte ich helfen. Nun, in 14 Tagen war auch dies vorbei, dank der guten Sonne. Heuernte 41. Die Heuernte fiel schlecht aus. Auf den Hammewiesen waren ganze Flächen völlig kahl. Man erklärte sich dies als Folge des letzten, auch harten Winters. Man hatte das Wasser ablaufen lassen, ehe das Eis ganz geschmolzen war. Es blieb nun auf dem Lande liegen und verband sich an vielen Stellen zu innig mit der Grasnarbe, die völlig erfror. So kamen die schwarzen Stellen. Man bezweifelte, daß sich im nächsten Jahr die Narbe erholt haben wird. Der Ortbauernführer M. in Wörpedahl brachte in normalen Jahren etwa 40 Fuder Heu ein. Dies Jahr sind es nur 8 geworden. Er ist sehr schlimm daran, da er „bei Hause“ keine Wiesen besitzt, wie die andern Bauern. Arbeitsdienst „macht“ Gräben. Juni 41. Von der „neuen“ Straße bis nach dem Nordweder Damm zieht sich ein Graben hin, der aber leider kein Wasser ableitet. Von der Schule ab war er völlig versumpft. Über die Frage: Wessen Pflicht ist es, den Graben zu öffnen? kam man natürlich nicht hinaus. Der Ortsbauernführer hatte mir seit einigen Jahren versprochen, daß der R.A.D. „demnächst“ einen neuen Graben ziehen würde. Das ist nun endlich durchgeführt worden. Er ist auch so tief, u. breit, daß er in den nächsten 10 Jahren nicht zuwachsen wird. Es macht sich also doch bezahlt, daß ich das Amt eines Rechnungsführers bei einem SA-Sturm übernommen habe, der von dem Ortsbauernführer geführt wird. Nun ist schon ein neuer Graben da, nachdem vorher schon der Fahrweg gesandet wurde. Motto: „Eine Hand wäscht die andere!“ Nebenzimmer. In den großen Ferien konnte ich zufälligerweise einen Maurer erwischen, dessen Arbeitskalender einen freien Tag aufwies. Ich ließ ihn ein Türloch vom Nebenzimmer nach der Klasse schlagen. Kostenpunkt 15 RM. Ich schrieb sie auf das Konto „billige Miete.“ Ich habe mich so an das Nebenzimmer gewöhnt, daß ich es wirklich nicht mehr missen möchte. In einigen Jahren allerdings werde ich es wohl wieder aufgeben müssen; ich werde es wohl als Kinderzimmer nötig haben. Aug. 41. Wie bekämpft man eine Brandbombe? Kreisschulungsleiter Engelage zeigte abends, wie man Brandbomben unschädlich macht. Ich war überrascht, wie leicht u. einfach es ist, eine Brandbombe zu bekämpfen. Hoffentlich liefert uns der Engländer keine Brandbomben; wenn die Jungens erst einmal dahinter sind, wie einfach es ist, damit umzugehen, werden sie sicherlich eine nicht explodierte Bombe an die Seite bringen und heimlicherweise damit üben! Juli 41. „Dorfbuch“. Daß seit einiger Zeit versucht wird, die Geschichte eines jeden Dorfes in einem „Dorfbuch“ festzuhalten, war mir bekannt. Trotzdem war ich sehr überrascht, als mir der Altenteiler Diedr. Monsees in Wörpedahl erzählte, er sei aufgefordert worden, ein „Dorfbuch“ zu führen. Von wem ist der Ortsgruppenleiter in Worpswede wohl beraten worden? Von mir etwa, als dem zuständigen Blockleiter der Partei? Nicht daß mir etwas davon bekannt wäre! Ich hätte Monsees aus rein „technischen Gründen“ nicht vorgeschlagen, er kann nämlich kaum mehr seinen Namen schreiben. Sonst ist er wohl ein geeigneter Mann für einen solchen Posten. Leider darf man von ihm nicht erwarten, daß er nun auch an die Arbeit geht. Er hat seit einigen Monaten nichts geschrieben und wird in einigen Monaten auch noch nichts zu Papier gebracht haben. Er meint aber, daß ich gerade der richtige Mann für die Arbeit sei: Darin irrt er sich u. alle andern mit ihm. Solange wir Lehrer nicht seitens der vorgesetzten Behörde gezwungen werden, ein „Dorfbuch“ zu führen, solange kümmere ich mich nicht um die Arbeit. Grund? Einer Gemeinde ein Dorfbuch führen, die sich in Gegenwart u. Vergangenheit so schulfeindlich gezeigt hat? Freiwillig niemals. Monatliche Zuschüsse für Aufwendungen für Dienstwohnung + Schule. Auch in diesem Jahre erklärte sich die Regierung bereit, den Gemeinden erhebliche Zuschüsse zu zahlen, für usw. Leider scheinen die Herrn noch immer nicht zu wissen, daß Deutschland sich im Kriege befindet, daß darum kaum irgendwelche Arbeiten ausgeführt werden können, ebenso wenig Lehr- und Lernmittel gekauft werden können. Schade um die schönen Zuschüsse. Hilfe bei der Ernte. In diesem Sommer habe ich meinem Schwager in Worpswede bei den „Arbeitsspitzen“ in der Heu- und Getreide- und Kartoffelernte helfen müssen. Dies habe ich auch schon in „Friedenszeiten“ getan. Damals wurden mir leichtere Arbeiten zugemutet, meistens war ich Fahrer. Bei der heutigen Leuteknappheit, es fehlte ein ordentlicher Knecht, mußte ich alle vorkommenden Arbeiten verrichten. Dafür gibt es auch mal etwas „mit“ nach Hause. Ebenfalls interessierte sich der NSLB. für die Ernteeinsätze der Lehrerschaft. Ein Fragebogen mußte beantwortet werden.
Winter 1941/42. Dieser Winter war wieder sehr streng. Wir waren allerdings für ihn gerüstet, 120 Ztr. Kohlen u. 3 Fuder Torf waren angefahren worden. Die gingen auch restlos drauf. Ich brauchte den Unterricht nicht ausfallen zu lassen. Die Klasse war immer warm, die Doppelfenster bewährten sich wieder einmal. Das Thermometer sank bis 19 0 unter Null. Bücherkäufe. Zu Weihnachten durfte ich 120 RM für Bücher ausgeben. Leider war die Auswahl nur gering. Ich kaufte, was ich auf den Börten der Bücherläden Bremens fand. Einige gute Jugendbücher waren darunter. Die meisten Bücher hätte ich allerdings in Friedenszeiten für die Kinder dieser Schule nicht gekauft. Fast garkeine Bücher waren für die Unterstufe zu kaufen, sehr schwer. Frostschäden. Der lange Winter hat den Feldern großen Schaden zugefügt. Die Felder waren lange Wochen ohne Schneedecke dem Frost ausgesetzt. Dadurch wurde das früh gesäte Getreide mitgenommen. Dann kam Schnee, der lange liegen blieb, monatelang ohne aufzutauen. Dann kam gelindes, tagsüber sonniges Wetter, etwa Ende Februar. Die Oberfläche des Schnees taute u. gefror wieder, der Schnee verharschte. Die Saat mußte so viele Wochen lang ohne genügende Luftzufuhr aushalten. Sie erstickte u. verfaulte direkt. Das große Tauen begann Ende April. Die Frühjahrsarbeiten begannen erst Mitte Mai, bis dahin war der Moorboden gefroren. Die Menschen waren ganz mutlos, so etwas im Kriege! Die meisten Roggenfelder standen so schlecht, daß sie umgesät werden mußten. Leider fehlte das Sommergetreide. So blieb noch manches Feld stehen, das im Herbst nur Unkraut lieferte. Die Bauern waren mißmutig, denn die Arbeit häufte sich natürlich sehr. Dazu kommt der Mangel an Arbeitskräften, wie immer gesagt wird. Ich verstehe allerdings nicht, wie die meisten Bauern von einem „Mangel“ an Arbeitskräften reden können. Fast immer ist an die Stelle einer familieneigenen Kraft ein Kriegsgefangener getreten; diese sind durchweg recht willige Leute. Daß sie mitunter gegen die (allzu) langen Arbeitsstunden protestieren, kann man verstehen. Die Leute kennen im Sommer kein Maß. Sie sollten lieber eine Stunde länger schlafen u. abends früher aufhören; dann könnten sie im Laufe des Tages ein lebhafteres Arbeitstempo einschlagen und genau soviel leisten. Auf dem Hofe eines Großbauern muß u. wird je Kopf u. Arbeitsstunde mehr geleistet. Kürzung der Lebensmittelrationen. Die anfänglichen Lebensmittel-Zuteilungen wurden erstmals im Sommer 1941 gekürzt. Die Gründe, die man dafür anführte, hörten sich recht originell an: Im Sommer könnte man ja mehr Gemüse essen! In diesem Sommer kamen neue Kürzungen. Man hatte sie schon recht lange erwartet, wunderte sich garnicht, oder höchstens darüber, daß sie nicht schon früher kamen und nicht noch einschneidender waren. Neuer „Filmapparat“. Unser Projektionsapparat versagte vor einigen Monaten. Wie das dann so zu sein pflegt, sollte er natürlich „sofort“ abgeholt werden, usw. Aus dem „sofort“ wurde ein halbes Jahr. Dann kam recht bald ein neuer Apparat. Aber der schien empfindlich zu sein: Die Birnen hielten nicht lange an. Der Leiter der Kreisbildstelle stellte die Diagnose, daß wir zunahe an einem Transformator wohnten. Der elektrische Strom dürfte zu unregelmäßig sein, usw. Darum wurde uns ein kleiner Transformator geliefert. Nun leben die Birnen recht lange. Unterrichtsfilm. Ich zeige recht viele Filme. Die Kinder sind begeistert. Leider ist der Effekt nicht so, wie er sein sollte. Die mangelhafte Fantasietätigkeit der hiesigen Kinder hat zur Folge, daß eine Darstellung irgendeines Sachverhaltes mit Worten nicht die erwünschten Vorstellungen erzeugt, usw. Die an eine Filmvorführung sich anschließende Besprechung zeigt aber, daß die größere Anschaulichkeit des Filmbildes auch nur einige dürftige, mangelhafte, bzw. in recht vielen Fällen gänzlich falsche Vorstellungen zurückgelassen hat. Müssen die Kinder im Unterricht die gesprochenen Worte „verstehen“ lernen, „akzeptieren“,so müssen sie auch noch „sehen“ lernen, um einen Film zu verstehen. Im günstigsten Falle bleiben voneinander unabhängige Vorstellungen zurück, die aber nicht genug miteinander verknüpft werden. Man kann also schon mache Tatsachen abfragen, aber die Kinder kommen von selbst nicht dazu, eine Reihenfolge der Bilder erzählend wieder zu geben. usw. Darum sind auch manche Kollegen „Gegner“ des Schulfilmes. Es fehlen eine ganze Reihe von Namen auf den Tafeln! Die Sommeroffensive gegen Rußland 1942. Die Offensive des letzten Jahres hat ohne Zweifel nicht das gewünschte Endergebnis gezeitigt. Es ist uns nicht gelungen, Moskau u. Petersburg zu nehmen. Das hätte aber geschehen müssen, um von einem erfolgreichen Abschluß des Sommerfeldzuges sprechen zu können. Wenn ich recht unterrichtet bin, hat von amtlicher Seite niemand eine derartige Behauptung aufgestellt. Moskau ist nun der Mittelpunkt eines großen Eisenbahnnetzes. Die Sowjets wären in ungeheure Schwierigkeiten gekommen, ihre Front zu versorgen, wenn sie den Bahnhof Moskau verloren hätten! Unsere Anstrengungen, so gewaltig sie auch waren, reichten jedoch nicht aus! Der Sommer 41 schloß darum leider mit einem Mißton. Warum setzte man nun nicht da wieder zum Sprung an, wo man aufhörte? Das Rätsel wird wohl erst in 20 Jahren für uns gelöst werden! Fühlte man, daß Moskau als Kernstadt zu stark verteidigt werden würde? Das Beispiel Stalingrad dürfte dies gezeigt haben! Meinem Dafürhalten endete der Sommerfeldzug 42 auch negativ, trotz des großen Geländegewinnes. Wir machen ähnliche Erfahrungen mit Rußland wie die Japaner mit China! Unsere Anstrengungen reichen eben noch nicht aus, durchschlagende Ergebnisse zu erreichen. Es ist ungemein interessant, sowohl das Verhalten u. die Ansichten der Leute hier u. d. Verhalten der amtlichen Propaganda zu beobachten. [Ab hier schreibt Lehrer J. Bernet!] 20. Nov. 1944 – 1. Sept. 1945 Mit Wirkung vom 1. Nov. 1944 wurde ich von der Regierung in Stade zur vorübergehenden Dienstleistung an die Volksschule in Worpswede-Wörpedahl abgeordnet. Unter schwierigsten Verhältnissen erfolgte unser Umzug am 20. Nov. Frau Schroeder stellte uns 2 möbl. Zimmer ihrer Wohnung zur Verfügung, die wir z. T. mit eigenen Sachen ausstatten konnten. Nach gründlicher Reinigung u. Instandsetzung der Schulklasse, soweit dieses mit eigenen Kräften u. Mitteln überhaupt möglich war, konnte der Unterricht am 5. Dez. mit einer kleinen Adventsfeier beginnen. Zahl der Schulkinder: 27 Knaben, 25 Mädchen, davon waren 33 Einheimische, 6 Gastschulkinder u. 13 Flüchtlingskinder aus dem Osten. Der Unterricht fand von 8 – 12 Uhr u. an 4 Wochentagen von 2 – 4 Uhr statt. Viele Störungen u. Unterbrechungen durch Fliegeralarm, aber kein Ausfall durch Heizungsmaterialmangel, da fast alle Bauern eine Karre voll Torf lieferten. 7 Schultische u. 14 Stühle wurden von der Schule in Waakhausen leihweise übernommen, da das Bankmaterial sehr mangelhaft u. unzureichend war. Der Bürgermeister Böttjer in Worpswede wurde von mir auf bauliche Mißstände u. Gefahren für die Kinder aufmerksam gemacht (loses Fachwerk etc.), eine Abhilfe ist leider bis heute nicht erfolgt. Die Klasse selbst bedarf dringend einer gründlichen Überholung u. ebenso einer besseren u. zweckdienlicheren Ausstattung mit dem notwendigsten Schulinventar. Das geistige Nivau der Kinder, die ja aus den verschiedenartigsten Schulverhältnissen kamen u. zum größten Teil nur wenig Unterricht genossen hatten, war natürlich sehr differenziert und die Arbeit mit jedem einzelnen wesentlich komplizierter, als es ohnehin schon unter normalen Verhältnissen in der einklassigen Schule der Fall ist. Aber die Kinder waren durchweg willig u. traurig bei der Arbeit u. beklagten allemal einen zwangsläufigen Ausfall einer Deutsch- od. Rechenstunde. Zur Vervollständigung meines kurzen Berichtes hier noch einige Daten: 5.12.1944 Die Kinder der Gemeinde Wörpedahl bekommen ihren Unterricht nicht mehr in Worpswede, sondern in ihrer eigenen Schule. 23.12.44 – 3.1.45 Weihnachtsferien. 24.3.45 8 Uhr: Schulentlassungsfeier in unserer Klasse; 3 Knaben u. 2 Mädchen kommen zur Entlassung: Heinz Mahnken, Hinr. Gerken, Hans Kück, Marlis Grimm, Mariechen Stelljes. 27.3.45 Zeugnisverteilung u. Beginn der Osterferien. 3.4.45 Die Schulklasse wird mit 27 Flüchtlingen aus dem Osten belegt, 11 werden später bei den Bauern untergebracht. Im Bereich des Schulhauses herrscht ein reges u. nicht immer friedsames Leben. Hinzu kommen eine Reihe Soldaten, die in der Waschküche für 100 Kameraden kochen müssen. 1.5.45 Worpswede wird von den Engländern, etwa 3 Wochen später von den Amerikanern besetzt. In Wörpedahl keine Einquartierung. Sämtliche Schulen bleiben bis auf weiteres geschlossen. 13.7.45 Bürgermeister Rahtjen – Osterholz wird von der Militärregierung zum zeitweiligen Schulrat des Kreises Osterholz eingesetzt. 18.7.45 Säuberung der Lehrer – u. Schulbüchereien von Herrn Schulrat Rahtjen nach beifolgenden Grundsätzen verfügt. Eine Liste über den jetzigen Stand der Büchereien geht an den Schulrat. 20.8.45 Die Schulklasse wird von den Flüchtlingen geräumt. 24.8.45 Desinfektion der Schulklasse. 25.8..45 Anmeldung der Schulneulinge und aller Flüchtlingskinder, die bisher die Schule in Wörpedahl noch nicht besucht haben. Gesamtzahl am 1.9.1945: 63 Kinder, darunter 31 einheimische, 6 Kinder aus Bremen u. 26 Flüchtlingskinder. Am 20. Aug.1945 wurde ich mit der Schulleitung der Ries-Schule in Ritterhude beauftragt. Unser Umzug erfolgte am 6. Sept. Wir scheiden aus dem uns allen liebgewordenen Wörpedahl mit den besten Wünschen für eine recht baldige u. erfolgreiche Eingliederung der Schule in die neue Zeit zum Wohle der Gemeinde, zum Segen unseres hart geprüften Vaterlandes! Wörpedahl, 5.9.45. J. Bernet [Ab hier schreibt Lehrer Wilhelm Köppen] 1945 Am 10. September 1945 erhielt ich vom Schulrat Rahtjen, Osterholz den Auftrag, die Schule in Wörpedahl am Mittwoch, den 12. September um 9 Uhr wieder zu eröffnen. Es wurden zuerst nur die Schulneulinge und die vier Jahrgänge der Grundschule aufgenommen. 43 Kinder verteilten sich auf vier Klassen: die 1. Klasse zählte 14, die zweite 13, die dritte 10 und die vierte Klasse 6 Kinder. Sie erhielten Unterricht täglich von 8 bis 1 Uhr, die 1. Kl. 2 Std., die 2. und 3. je 3 Std., die 4. Kl. 4 Std. Nachdem ich am 23. Oktober vom Schulrat in Osterholz die Erlaubnis fernmündlich eingeholt hatte, berief ich auch die oberen Jahrgänge der Schüler in die Schule. Freitag, dem 26. Oktober erhöhte sich so die Schülerzahl auf 65, stieg aber weiter bis auf 69 Kinder. Für den einklassigen Schulbetrieb fehlten nun aber Tische und Bänke, auch ist der Klassenraum für so viel Schüler viel zu klein. Und weil unsere Bänke in sehr schlechtem Zustand sind – sie müssen von Zeit zu Zeit immer von neuem zusammengenagelt werden - , und wir auch auf von der Schule zu Waakhausen geliehenen Stühlen sitzen müssen, beantragte ich beim Bürgermeister die Anschaffung von 35 Stck. neuen zweisitzigen Bänken. Ich mußte nun zur Halbtagsschule übergehen. Die dritte bis achte Klasse, es sind z. Zt. 36 Kinder, erhalten täglich 3 Std., die erste und zweite Kl., es sind jetzt 29 Kinder, werden in täglich 2 Std. unterrichtet. Das Reformationsfest feierten wir am Mittwoch, dem 31. Oktober in der Schule; am 6. November führte ich die Kinder zur Diphtherie-Schutzimpfung nach Worpswede; am Buß- und Bettag, dem 28. Novemb., fiel der Unterricht aus. Die Militärregierung in Worpswede veranstaltete am 21. Dezember für unsere Grundschüler eine Weihnachtsfeier. Wir feierten hier in unserem Schulraum für alle Kinder und deren Eltern ein Weihnachtsfest mit Bescherung für die Kleinen am Sonntag, dem 23. Dezember. Die Weihnachtsferien dauerten vom 22. Dezember 1945 bis zum 3. Januar 1946 einschließlich. Auf der Konferenz in Lilienthal-Falkenberg im Dezember 45 wurde der Wechsel im Schulamt Osterholz bekanntgegeben: Der Schulrat Herr Rahtjen verabschiedete sich von der Lehrerschaft des Kreises O., Herr Arthur Mertins trat an seine Stelle. 1946 Am 9. Februar fand eine Konferenz in Lilienthal-Falkenberg statt. Drei Vorträge wurden gehalten: Neuzeitlicher Gesangunterricht, Demokratische Dienstauffassung, Wertunterricht und Arbeitsschule. Zehn Tage später rief der Schulrat die Lehrer wieder zu einer wichtigen Besprechung nach Lil. Falk. Über Konfessions- oder Gemeinschaftsschule sollte eine Abstimmung der Eltern der Schulkinder entscheiden. Am 25. Februar versammelte ich die Erziehungsberechtigten der Schulkinder und klärte sie über Konf-. und Gemeinschaftsschule auf und teilte Fragebogen aus. Die Kirche ließ in dieser Angelegenheit durch Konfirmanden Briefe an die Eltern austeilen. Der Pastor von Worpswede hielt in unserer Schule zwei Bibelstunden ab und trat für die Konf.schule ein. Bis zum 25. März wurden 33 Fragebogen für die Bekenntnisschule abgegeben, 34 Eltern stimmten für die Gemeinschaftsschule. Das Schuljahr 45/46 endete am 31. März 46. Eine Entlassung der die Schule acht Jahre besuchenden Kinder aus der Schulpflicht fand nicht statt. 5 Mädchen und 1 Knabe müssen die Schule auch noch ein neuntes Jahr besuchen. Nachträglich konnte ein Mädchen auf Antrag vom 9. Jahr befreit werden. Nach den Osterferien, am 24. April, wurden 5 Knaben und 8 Mädchen neu eingeschult. Auf Veranlassung der Regierung in Stade wurde in den Osterferien, am 16. April, eine Kreislehrerkonferenz in Lilienthal-Falkenberg abgehalten. Der Herr Schulrat hielt einen Vortrag: Der Lehrer und die Gemeindepolitik und gab Aufklärung über die Einrichtung von Ehrenpatenschaften für Flüchtlingskinder. In meiner Schulgemeinde konnte ich zwanzig Fl.–Kindern fast täglich eine warme Mittagsmahlzeit verschaffen. Im Mai wurde jedes Schulkind dreimal gegen Typhus geimpft. Bereits Ende Mai setzte die Bekämpfung des Kartoffelkäfers ein. Ich teilte die in Frage kommenden Kinder in Gruppen ein und wies jeder einzelne Kartoffelfelder zu; diese wurden wöchentlich einmal nach dem Schädling durchsucht. Die Haus- und Straßensammlung der Schule am 29. und 30. Juni ergab die Summe von 151,80 RM. Am 2. Juli fand im „Tivoli“ in Osterholz-Sch. die erste Großtagung der gesamten Lehrerschaft des Kreises Osterh. statt. Es wurden Vorträge über Deutsch- und Rechenunterricht gehalten. Landrat Biesler u. Reg.Rat Gerdes waren anwesend. Im Juni schlug der Blitz in das Haus des Bauernführers Diedrich Menken, Wörpedahl Nr. 4 ein. Es brannte sehr schnell völlig ab und mit ihm 5 Stück Rindvieh, nur einiges Mobiliar konnte durch die schnelle Hilfe der Nachbarn geborgen werden. An Heilkräutern sammelten wir: 20 Pfd. Rainfarnblüten, 6,5 „ Birkenblätter, 4 „ Brennesseln, 1,2 „ Johanniskraut, 1,- „ Kornblumenköpfe, 1,- „ Weißklee „ 1,- „ Brombeerblätter, 2,5 „ Breitwegerich, 4,- „ Himbeerblätter, 4,- „ Schafgarbenblüten. Dem Landesverband Hannover im Hauptverband für Jugendherbergen und Jugendwandern übersandte unsere Schule 7,20 Mk. Beitrag für das laufende Jahr. Die zweite Großtagung der gesamten Lehrerschaft des Schulkreises Osterholz wurde am 18. September wieder in Osterholz im „Tivoli“ abgehalten. Herr Wulf vom pädagogischen Seminar, Bremen hielt nach Inhalt und Form einen glänzenden Vortrag über Einführung in den Geschichtsunterricht; er zeigte die Entwicklung der Geschehnisse vom Altertum bis zur neuesten Zeit auf. Herr Schulrat Mertins sprach über begabten Untersuchungen und gab Richtlinien über Arbeitsverfahren und Aufstellung von Plänen für Geschichte und Geographie in Volksschulen. Die Feststellung der Begabung wurde nur an Jungen im Alter von 9 – 14 Jhr. durchgeführt, sie geschah sehr eingehend und gründlich. Der Sommer 1946 war ein sehr nasser, es war sehr schwierig, das Getreide trocken hereinzubekommen. Die Kartoffel- und Rübenernte fiel auch nicht so reichlich aus wie im Vorjahre, die Qualität der Früchte ließ zu wünschen übrig. Nach den Herbstferien erteilte Frau Gerken, Worpswede wieder den Handarbeitsunterricht in zwei Wochenstunden. Alle Lehrenden des Schulaufsichtskreises Osterholz versammelten sich in der Aula der Mittelschule in Osterholz im Dezember. Schulrat Mertins hielt einen Vortrag über Methodik des Volksschulunterrichts. Auch in diesem Jahre veranstaltete die Schule wieder eine Weihnachtsfeier. Wegen zahlreicher Beteiligung der Eltern der Kinder und der Freunde der Schule mußten die Vorführungen an zwei Tagen gemacht werden. Nachdem schon vor Weihnachten die Temperatur sehr abnahm und das Thermometer Kälte bis 10 0 aufzeigte, um Weihnachten herum jedoch wieder Tauwetter eingetreten war, setzte im Januar 1947 erneut eine Kälteperiode ein: das Thermometer sank bis 20 0 unter dem Gefrierpunkt. Trotz stärksten Heizens war das Schulzimmer nicht warm zu bekommen. Deswegen konnte Unterricht nicht gegeben werden. Aber schon am Mittwoch, dem ... Februar rief ich die Kinder der Ober- und Mittelstufe und einige Tage später auch die Unterstufe wieder zum Unterricht. Am 15. März meldeten sich acht Schulanfänger, nur Knaben, gewiß eine Seltenheit. Im Schulsaal der Mittelschule zu Osterholz fand am 19. März eine Dienstversammlung der Lehrerschaft des Kreise O. statt. Der Reg.Präs. Herr Thies, der Reg.Rat Herr Gerdes aus Stade und einige Gäste nahmen teil. Am 30. März feierte die Schule ein Frühlingsfest unter dem Merkwort: Ernst und Humor tragen wir vor. Am Schluß der Feier wurden die Kinder, die das neunte und achte Schuljahr vollendet hatten, entlassen: 3 Knaben und 6 Mädchen. Wörpedahl, am 1. April 1947. Wilhelm Köppen. [Ab hier wird die Schulchronik wieder von Lehrer August Schröder fortgeführt] April 47. Am 8.10.45 sah ich mit einem breiten PW auf dem Rücken mein heimatliches Worpswede wieder. Am 28.11.45 teilte mir der Herr Schulrat mit, daß ich von meinem Amte als Lehrer entlassen worden sei: auf Anordnung der Militärregierung. Laut Verfügung des Regierungspräsidenten in Stade vom 3.3.47, so wurde mir am 23.3.47 mitgeteilt, bin ich mit Wirkung vom 1.3.47 wieder in meine alte Stelle eingesetzt worden. 45 Kinder besuchten die Schule. Für rund 30 Kinder waren Bänke vorhanden. Ich beschloß, die Halbtagsschule aufzuheben, da 45 für eine einklassige Schule nicht zuviel sind. Die nötigen Sitzgelegenheiten würde ich schon mit Hilfe eines Tischlers schaffen können. Das Holz hierfür fand sich auf dem Hausboden,: der Bodenbelag. Ganz einfache Tische und Bänke entstanden. Sie waren nicht einmal ganz glatt gehobelt. Ich nahm an, daß die Eltern der Kinder mit diesen Sitzgelegenheiten unzufrieden sein würden, auf die Gemeindeverwaltung einen Druck ausüben würden, sodaß bessere Möbel angeschafft würden. Ich sollte mich täuschen. Es hat niemand die Möbel beanstandet. Die Arbeit in der Schule war etwas anders geworden. Es fehlten die Bücher für die Oberstufe, die Fibeln für die Anfänger. Die Kinder der Mittelstufe besaßen einige Lehrbücher. Schreibhefte waren sehr knapp, ebenfalls die Kreide. Kollegen machten mich darauf aufmerksam, daß der Schwager des Schumachers Tietjen in Westerwede ein Großhändler in Papierwaren sei. Vielleicht würde er sich herbeilassen. Ohne die Hilfe dieses Herrn wären die Schulen dieses Bezirkes sehr übel drangewesen. Er gab uns von dem Kontingent ab, das ihm für Bremer Schulen zustand. Das „Amtliche Schulblatt“ war auch wieder [erschienen]u. die erste Ausgabe vom 1.10.46 enthielt eine Liste der Lehrbücher usw., die nicht mehr verwandt werden durften. Löns’ Tier u. Jagdgeschichten gehörten dazu. Ebenfalls: „Auf Schleichwegen durch Tibet.“ Das Schuljahr beginnt nicht mehr im Herbst, sondern zum 1.4. eines Jahres. Durch diese Veränderung ergibt sich, daß das 6. Schuljahr in den Statistiken nicht auftritt. Eine andere Neuerung ist, daß in den Volksschulen Unterricht in der englischen Sprache erteilt wird. Von meiner Schule gehen 6 Kinder nach Südwede; der dortige Kollege erteilt den Unterricht. Der Filmapparat fehlt! Als ich 1943 Soldat wurde, hatte ich ihn auf Bitten des Schulleiters der Schule in Worpswede zur Verfügung gestellt. Nun wurde mir gesagt, daß der Apparat von den Schotten 1945 „befreit“ worden war. Angeblich sei er für Propagandazwecke gebraucht worden. Die „Prädikate“ in den Zeugnissen sind geändert. Der Zeugniskopf zeigt wieder die Ausdrucke: Betragen, Aufmerksamkeit, Fleiß, Ordnung. Leistungen werden wieder mit 1 – 5 bewertet; wobei die Zwischenzensuren nicht gestattet sind. Landkarten dürfen unter keinen Umständen gebraucht werden, die Grenzen und Namen zeigen, die durch die nat.-soz. Politik nach 1937 entstanden sind. Juni 47. „Hoover“-Schulspeisung“. Schulspeisungen sollen eingerichtet werden. (A.S.-B.Nr. 17. 1947) Die Reihenuntersuchung der Kinder ergab, daß nur 5 Kinder „gut“ ernährt waren. Die meisten Kinder sind „mittel“ oder „schlecht“ ernährt. Es ist leider anzunehmen, daß es in Wörpedahl keine Speisung geben wird. Wer soll das Essen zubereiten? Wo soll gekocht werden? Von Worpswede das Essen herbeitragen? Juli 1947. In den „großen Ferien“ bin ich mit meiner Familie wieder in das Schulhaus eingezogen. Die Tapeten der Wohnstube u. d. Decke sind übergestrichen worden. Neue Tapeten sind nicht zu beschaffen. Die Decke des Schlafzimmers ist neu geweißt. Die Küche ist auch wieder gestrichen worden. Sie hatte es auch sehr nötig! – Von nun ab werden wir nur die Hälfte des Hauses bewohnen können, da der pensionierte Kollege K. auch im Hause wohnen bleibt. Er bewohnt die 2 Zimmer links vom Korridor. Die Küche werden die beiden Hausfrauen sich teilen müssen. Nun erweist es sich, daß unser Schulhaus nicht „verbaut“ ist. 2 Familien können im Hause wohnen, ohne daß sie sich zu sehr in „den Topf gucken!“. Da mein Kollege keine Möbel besaß, haben wir ausgeholfen. Sie sind auch sehr erstaunt u. erkennen unsere Großzügigkeit dankbar an. Meine Frau und ich hoffen, daß unser Zusammenleben einigermaßen harmonisch sein wird! Weihnachtszuteilung Dez. 47. Aus Beständen der Schulspeisung wurde den Kindern eine „Weihnachtszuteilung“ gegeben. Jedes Kind bekam etwa ein halbes Pfund Bonbons. Die Freude war groß, da Bonbons sehr selten geworden sind. Am meisten freuten sich die Kinder zu einer Tasse Schokolade. Jedes Kind bekam 8 gr. Kakao; der reichte gerade für eine Tasse aus. Heizung. Brennstoffe sind sehr knapp in Deutschland; merkwürdigerweise auch hier mit Teufelsmoor. Die Schule hat 16 Fuder Torf von Bauern der Gemeinde geliefert bekommen. Da niemand mehr „Backtorf“ herstellt, wurde nur gewöhnlicher „Hausbrand“, angefahren. Ich hoffe auf einen milden Winter! Da ich nicht wusste, wie die Schule mit Torf beliefert werden würde, auf keinen Fall in einem kalten Wohnzimmer sitzen wollte, habe ich selbst Torf gestochen. Das war eine ziemliche Quälerei, da ich den Torf sowohl stechen als auch abschieben mußte. Ich stand um 4 Uhr morgens im Moor, um 1 Uhr mittags war ein „Pott“ gestochen. Dann habe ich wieder einen Tag unterrichtet, um dann wieder in die Kuhle zu steigen. Ich war doch froh, als ich meine 3 Pott gestochen hatte! Kein Wasser! Die Schulpumpe gab schon seit dem Winter 46/47 kein Wasser mehr her. Mein Vorgänger konnte an der Sache nichts ändern; denn die Herren Klempner zeigten wohl ein „Verständnis“ für die Angelegenheit, kamen aber nie, um die Pumpe zu reparieren. Ich hatte mehr Glück; denn merkwürdigerweise erschien ein Klempner. Vorher hatte ich einen W Rutengänger gebeten, die Wasserverhältnisse zu untersuchen. Er behauptete, daß 4 m weiter nach rechts genug Wasser zu finden sein werde; die alte Quelle sei versiegt. Die Angaben stimmten; es fand sich eine ergiebige Wasserader. Leider mußten wir immer noch 13 m tief die Rohre einschlagen. So kam ich 5 m Rohr zu kurz. Woher sollte ich nun die Rohre nehmen? Ich glaubte zu wissen, daß eine „Bäuerin“ in Worpswede einen Vorrat Rohre in der Scheune liegen habe. Würde sie mir helfen? Welchen Preis würde sie dafür verlangen? Ich hatte Glück, ich bekam die Rohre, von „bezahlen“ war überhaupt nicht die Rede. So bekam ich meine Pumpe geschlagen. Da meine Schwägerin so freundlich war, mir das nötige Kernleder für den Kolben der Pumpe zu verschenken, war mir restlos geholfen. – Später erfuhr ich auch noch, warum der Klempner für mich gearbeitet hat, obwohl ich keine der üblichen „Gegenleistungen“ brachte. Mein Schwager in Worpswede war der Vermittler gewesen: Der Klempner wollte zusätzlich Torfmoor pachten. Den hatte er zugesichert bekommen, wenn er meine Pumpe wieder in Ordnung brächte! So wäscht eine Hand die andere! Tropffaß! Das Filterfaß in der Küche des Schulhauses hatte sich aufgelöst. Woher nun ein neues nehmen? Ich fuhr zunächst einmal zum zuständigen Amt in Osterholz, um einen Bezugsschein für 1 Zentner Zement zu erbitten. Der zuständige Beamte war am betreffenden Tage abwesend. Ich fuhr einige Tage später wieder hin. Der Zement wurde mir zugesagt, ich sollte indeß einen schriftlichen Antrag stellen. Gut. Ich wartete 14 Tage auf einen Bescheid. Dann fuhr ich wieder nach Osterholz. „Der Schein ist heute morgen von einem jungen Mädchen abgeholt worden!“ Nanu, welches junge Mädchen? Nach 8 Tagen fehlte noch immer der Schein. Dann bekam ich jedoch endlich den Bezugsschein! Wer würde nun das Faß machen? Bauunternehmer in Worpswede fanden sich nicht dazu bereit: 1 Ztr. Zement reicht nicht aus. Denselben Bescheid gab es in Grasberg! Was nun? Den Zement hatte ich unterdessen aus Lilienthal bekommen. Es dauerte 10 Tage, bis sich der Fuhrmann herbeiließ, den Zement mitzubringen! (Eigentlich war sein Verhalten eine krasse Unverschämtheit; denn ich war im vorigen Winter maßgeblich daran beteiligt gewesen, daß er aus Beständen der „US Army“ eine große Plane für seinen Lastwagen bekam!) Nun endlich hatte ich den Zement im Hause! Was hatte der mich gekostet an Geld und Zeit! Nun hatte ich aber immer noch kein Filterfaß! Endlich kam ich auf den Gedanken, ein großes, stählernes Ölfaß, das neben dem Schulhause stand, zu einem Filterfaß umzubauen. Das war dann auch bald mit wenig Umständen geschehen! Und der Zement? Den habe ich schließlich gebraucht, um die Zisterne in d. Waschküche abzudichten. Den Rest habe ich verschenkt! – Ein Schwein! Wenn man von dem leben will, was der Vater Staat einem amtlich auf „Marken“ zuteilt, ist man übel dran! „Zum Sattessen zu wenig, zum Sterben zuviel!“ Man muß schon „Hamstern“! Aber die Preise! Da hat sich mein Schwager, ein Bauer in Worpswede, meiner erbarmt! Er hat für meine Familie aus eigenen, auch sehr knappen Beständen, ein Schwein gemästet und zu einem bezahlbaren Preise verkauft! Dank seiner Großzügigkeit brauchte ich auch die Bauern im Orte nicht zu bemühen! (Schwein: meine Frau u. mein Sohn hatten Anrecht auf „Selbstversorgermarken, da meine Frau jahrelang zu einem bäuerlichen Haushalt gehört hatten: das Schwein ist also nicht „schwarz“-geschlachtet worden!) Begabungsuntersuchungen. Zufällig erfuhr ich in diesem Winter, daß im Jahre 1946/47 die Begabung der Schulkinder festgestellt worden ist. Eine Intelligenzprüfung an Hand eines „Begabungstestes“ war nicht damit verbunden. Die Aussage des Lehrers wurde als Grundlage anerkannt. Leider ist auch der Begabungsbefund nicht zu den Schulakten gelegt worden. Das ist schade, die Sache hätte mich sehr interessiert. Bekenntnis- oder Gemeinschaftsschule. Im Winter 1946/47 wurde auch darüber abgestimmt, ob die Eltern eine Bekenntnis- oder eine Gemeinschaftsschule wünschen. Mit einer Stimme Mehrheit entschied man sich für die Gemeinschaftsschule. (30:31) In der Schule wurden 2 Versammlungen abgehalten; jedesmal erschien der Pastor aus Worpswede und warb eifrig für die Bekenntnisschule. Glühlampen. Glühbirnen sind sehr knapp. „Amtlich“ sind sie kaum zu bekommen. „U.T.“ d. h. unter „der Theke“ werden sie mit 1 RM für 1 Watt verkauft. Für die Klasse kaufte ich in Osterholz eine Birne. 5 RM + Fahrt. Ostern 1948. Schulentlassen wurden 4 Knaben u. 1 Mädchen. Neu aufgenommen wurden … [kein Eintrag] Das Jahr 1848 im Geschichtsunterricht. Laut Erlaß des Nieders. Kultusministers vom 28.2.48 wird angeordnet, daß das Revolutionsjahr 1848 im Geschichtsunterricht besonders berücksichtigt wird. (d. h. in den Monaten Mai, Juni u. Juli Gegenstand des Geschichtsunterrichtes wird. Läuse in der Schule. In den Jahren 1933 – 43 habe ich niemals Läuse auf den Körpern der hiesigen Schulkinder feststellen können. Nun kam doch eine Mutter zu mir mit der berühmten Klage: Mein Kind hat Läuse! Es stellte sich nun heraus, daß mehrere Kinder davon befallen waren. Besonders befallen waren „Flüchtlingskinder.“ Darüber braucht man sich garnicht zu wundern. Die Wohnverhältnisse sind sehr beengt. Unter jedem Bett stehen Pakete u. Bündel mit Wäsche usw. Wenn nun ausgefegt werden soll, muß erheblich „umgestellt“ werden. Wer nun nicht sehr energisch ist, läßt es oft mit einem: „Es wird heute schon mal so gehen!,“ bewenden. Eines guten Tages sind aus diesem Grunde und aus ähnlichen Gründen die kleinen Gäste da. Wie soll man dann das Ungeziefer bekämpfen? Die einschlägigen (deutschen) Mittel sind oft umständlich anzuwenden und liefern oft auch nicht den erwünschten Erfolg. Aus der Gefangenschaft hatte ich einige Dosen mit dem berühmten „DDT“ mitgebracht. Sofort waren die Köpfe sauber, kein Kind fehlte im Unterricht und im Dorf entstand kein Gerede. – Wahl der Elternbeiräte. April 1948 Laut Erlaß des Nieders.-Kultusministers sollen sofort „Elternbeiräte“ gewählt werden. In der Schulgemeinde wurden 4 Vertreter gewählt, 3 Herrn und 1 Dame. (Die Herrn Joh. Evers, jr., H. Lindemann, Weyermoor, Joh. Bunger, Waakhausen und Frau Reich.) April 1948. Ich muß bekennen, daß ich von der Tätigkeit der Beiräte nicht viel erwarte. Das Interesse für schulische Belange ist nur gering. Es wird mir wohl auch in Zukunft nichts übrig bleiben, als selbst für meine Schule zu sorgen! Schulland. 15.7.48 Im „Amtl.-Schulblatt“ Nr. 14 befindet sich ein Hinweis des Reg.-Präsid. in Stade über das Nutzungsrechtes des Schullandes. Es wird festgestellt, daß nur der Schulstelleninhaber berechtigt ist, über das Schulland zu verfügen, nicht aber die Gemeinde. Es scheint, daß ich nicht nur der einzige Lehrer bin, der Schwierigkeiten zu überwinden hatte! (Siehe: ) [Eintrag fehlt.] Es ist nur schade, daß der Erlaß so spät herausgegeben wurde! Das Wohnhaus des Bauern J. Otten abgebrannt! Am … zog ein heftiges Gewitter über unseren Schulort. Ein Blitz schlug in die Ortsleitung der E. G. auf dem Grundstück des Bauern Joh. Mahnken in Wörpedahl Nr. 7, lief die Leitung entlang nach dem Hinterhause des Bauern Joh. Otten in Nordwede 10. Dort entzündete sich das Strohdach und in einer Viertelstunde stand das Dach in Flammen. Nachbarn retteten, was zu retten war. Das Haus brannte bis auf d. Grundmauern ab. Das Haus ist mit 15000 DM versichert. Leider kann das Haus im alten Umfange nicht wieder aufgebaut werden, da die Preise des Bauhandwerks gewaltig gestiegen sind. Bauernhaus D. Menken. Im Sommer 1946 ist das Bauernhaus des D. Menken in Wörpedahl abgebrannt. Die Umstände waren ähnlich: Blitzschlag. Von den Einrichtungsgegenständen wurde manches gerettet. Über manches Stück wollen die guten Dorfgenossen sich gewundert haben. Ja, in der heutigen Zeit kann so ein Bauer sich manches anschaffen. Auf Einzelheiten will ich nicht eingehen; es könnte ja mein Herr Nachfolger wieder ins Dorf gehen und erzählen: „Was der gute August da über euch wieder mal in die Schulchronik geschrieben hat ---!“ Währungsreform. Am 20. Juni ist endlich das lang erwartete und vielbesprochene Ereignis eingetreten: unsere Währung ist „saniert worden.“ Ob der „Schnitt“ notwendig sei, ist auch in der Schulgemeinde viel besprochen worden. Im allgemeinen war man wohl dafür, wenigstens äußerlich; man wäre sehr dafür gewesen, wenn im Verhältnis 1:1 hätte aufgewertet werden können! So manchem Bauern ist es bestimmt eiskalt den Rücken hinunter gelaufen, wenn er an all die schönen Scheine gedacht hat, die irgendwo wohl verwahrt wurden. Warum hatte man denn eigentlich das viele Geld für die Butter, usw. genommen, wenn man es nun wieder verlieren sollte! Ein guter Bekannter aus dem Dorfe fragte mich auch bekümmerten Gesichtes, ob er wohl, er hätte da so einige Tausende ---. Ich habe ihn beruhigt. Von einem anderen Bauern wollte man wissen, daß er beinahe „übergeschnappt“ sei, einige Tage lang garnicht so gleichmütig wie sonst gewesen sei! Von einigen Flüchtlingen wußte man auch „Interessantes“ zu erzählen. Da sollte ein ehemaliger Gastwirt aus Königsberg in W(orpheim) gewohnt haben, der auch ein „Vermögen“ im letzten Augenblick zur Sparkasse gebracht haben soll; im übrigen aber bezog er „Fürsorgeunterstützung.“ In einem anderen Dorfe des Moores habe man einen Bauern gleich verhaftet, der 100000 RM zur Kasse brachte. Das hat natürlich nicht gestimmt. Keine „Bewirtschaftung“ des Papiers! Endlich ist auch die „Bewirtschaftung“ des Papiers aufgehoben worden. Es hat sich nach dem Währungsschnitt herausgestellt, das Papier genug vorhanden ist. Endlich wird man nicht mehr hören müssen: „Ich habe kein Heft bekommen können!“ Ebenfalls: Einschränkung d. Bewirtschaftung von Glühbirnen! Alles ist da! Weihnachtszuteilung 1948. In diesem Jahr wird wieder den Kindern eine Sonderzuteilung gegeben. Verteilt werden 250 g Butterkeks, die 0,75 DM kosten. Die Butterkeks sind außerordentlich schmackhaft, enthalten viele „peanut“-Butter. Einige Kinder haben die 250 g sofort verzehrt! Beurlaubungen zu Ostern 1949. Wann sollen die Kinder aus der Schule entlassen werden, die im August 1941 eingeschult wurden? Sollen sie Ostern 1950 oder 1949 entlassen werden? Über diese Frage haben die verantwortlichen Stellen viel nachgedacht, anstatt kurzer Hand die wenigen Jahrgänge, die es angeht, einfach im Herbst 1949 zu entlassen. Wenn man die Unruhe bedenkt, die nun einmal entstanden ist, dadurch daß eine „vorzeitige Beurlaubung“ oder „Entlassung“ in Aussicht gestellt wird, wäre diese Möglichkeit die beste gewesen. Nun müssen die besonderen Umstände genau dargelegt werden, die eine Beurlaubung wünschenswert, usw., erscheinen lassen. In meinem Falle brauchte ich keine „Gefälligkeitszensuren“ zu schreiben. Johann Haars Vater war vor einigen Monaten verstorben; männliche Hilfe ist auf dem Hof sonst nicht vorhanden. Die „Reifeprüfung“ hat mein Jan sonst auch bestanden. Schwieriger war die Angelegenheit Günter Kneiphof. Die Eltern Flüchtlinge, der Vater über 70 Jahre alt. Leider konnte mein guter G. die Herrn von der Prüfungskommission nicht überzeugen. So muß Günter ein Jahr nachsitzen. Die ganze Angelegenheit ist, pädagogisch gesehen, verkehrt oder unnötig. Familie Haar hätte sich auch so geholfen. Der Sohn hätte im nächsten Jahr sehr viel hinzulernen können, da es bei ihm aufgrund seiner geistigen Fähigkeiten tatsächlich möglich ist. Bei Günter ist dies nicht möglich. Außerdem hätte sich G. körperlich besser entwickelt, wenn er das kommende Jahr bei einem Lehrherrn verbringen würde, der ihm satt zu essen gibt. In der Päd. gilt auch die alte Devise: Warum etwas einfacher und besser machen, wenn es umständlich auch geht!“ Übergang zur Mittelschule. In der Großgemeinde gibt es viele Eltern, die ihre Kinder nach der Mittelschule in Osterholz-Sch. schicken. Der Schulbesuch ist nun mit einigen Schwierigkeiten und Umständlichkeiten verbunden; vor allen Dingen ist der weite Schulweg hervorzuheben. Der ist sehr unbequem u. teuer (Autobusfahrgeld!) Also haben „interessierte“ Kreise es fertiggebracht, daß eine Neuauflage der „Privaten Mittelschule“ entsteht. Diesmal soll die Einrichtung eine „Filiale“ der Scharmbecker Mittelschule sein. Es haben sich nun zahlreiche Schüler für die Anfangsklasse gemeldet, so viele Schüler, daß man 2 – 3 Nebenklassen einrichten könnte, was nicht der Fall sein kann. Um nun die geeigneten Schüler herauszufinden, wird eine Prüfung vorgenommen. Diese Prüfung nimmt die Form eines 10-tägigen Probeunterrichtes an. An dieser Prüfung nehmen 2 Kinder aus der hiesigen Schule teil. Der Schüler Peter Reich, Flüchtlingskind bestand die Prüfung. Die Schülerin, ebenfalls Flüchtlingskind bestand nicht. Neue Schulbänke! (1947) Die Schulbänke der hiesigen Schule befanden sich in einem völlig unmöglichen Zustand. Wann sie angeschafft wurden, vermag niemand zu sagen. Ich hatte sie schon einige Male versteifen lassen. Da überhaupt nur Bänke für etwa 24 Kinder vorhanden waren, hatte ich vor einem Jahr mit der Unterstützung eines Tischlerlehrlings behelfsmäßige Bänke und Tische angefertigt. Das Holz hierzu hatte ich vom Belag des Schulbodens genommen. Das Holz war so rauh und so voller Aststellen, daß die Oberflächen nicht einmal glatt gehobelt werden konnten. Jedenfalls hatte ich bald so viele Bänke zusammengeschlagen oder genagelt, daß die Schüler alle eine Sitzgelegenheit bekamen. Nun wurde die Halbtagsschule überflüssig. Die rauhen Oberflächen waren auch bald glattgescheuert! Die Gemeinde Wwede mußte nun für die 2 Klassen der Mittelschule Klassenzimmer beschaffen. Man kaufte in Bremen eine annähernd 50 m lange Baracke für 1000 DM. Sie wurde auf einer geeigneten Stelle des Sportplatzes aufgestellt. Nach der feierlichen Einweihung zählte man auch die Rechnungssummen zusammen und kam auf 40000 DM! In dieser Summe sind auch die Schulmöbel enthalten. Anstandshalber mußte man auch für eine Klasse der Volksschule neue Möbel anschaffen. Auf diese Weise hat die Wörpedahler Schule neue Schulmöbel bekommen! Gekauft wurden 24 zweisitzige Tische mit Stühlen. Sie sehen sehr gefällig aus. Leider sind die Tische für die Kinder der 2 untersten Jahrgänge zu hoch. Ich werde die Tischbeine wohl verkürzen lassen müssen. Leider ist die Klasse ein wenig zu klein; die Möbel füllen den Raum von Wand zu Wand. – Neubau des Bauern M. in W. Der Neubau des Bauern D. Menken in Wörpedahl ist das staatlichste Haus im Dorfe, zu stattlich für einen Moorhof, meinen gute Freunde + Bekannte! Die alten Fundamente sind wieder benutzt worden; etwas länger ist es auch geworden. Im Dorfe wird viel über die Aufteilung und Einrichtung des Hauses gestritten. Bauer M. selbst ist nicht enttäuscht; er will auch einige Zweifel gehabt haben, als landwirtschaftliche Fachleute ihm die Pläne zeigten. Der letzte Kriegsgefangene zurück. In diesem Sommer ist der letzte Kriegsgefangene des Dorfes aus Rußland zurückgekehrt: M. Sterzick, Schwiegersohn des Bauern H. Wellbrock, Waakhausen 5. Sein Schicksal ist erträglich gewesen. Er sieht wohlgenährt aus. Er hat 4 Jahre aushalten müssen. Verbindungsstraße nach dem „Dreyer“. Im Sommer 1950 wurde das letzte Stück der Verbindungsstraße zwischen der „Neue Straße“ und der Straße nach Bremen gepflastert. Damit ist den Bauern viel geholfen; denn nun brauchen sie mit dem Heu nicht mehr über Worpswede zu fahren. Ich bezweifele allerdings daß der Kreis die Straße übernehmen wird, weil sie zu schmal ist, sie ist nur 4 m breit. Somit wird sie auch für den Verkehr der schweren Lastwagen gesperrt bleiben. Unsere Schulgemeinde hat nun auch eine – Gastwirtschaft. 1950 In dem Hause des Viehhändlers u. Kaufmannes W. Grimm, Nordwede 12 ist nun auch eine Gastwirtschaft eingerichtet worden. Der Inhaber ist der Schwiegersohn des Grimm, Heinrich Böschen. B. ist ein rühriger Mann; er betreibt auch noch eine Mühle mit Mehlhandlung und ein Fuhrunternehmen. Das Haus ist völlig umgebaut worden. Das Kolonialwarengeschäft ist an Kaufmann Johann Rabenstein verpachtet. Opfer des Krieges. Aus der Schulgemeinde haben 3 junge Männer ihr Leben für Deutschland gelassen. Alle drei sind meine Schüler gewesen. [Es folgen noch Radbemerkungen, die aber nicht weiter beschrieben wurden.] - Flüchtlinge im Dorf. - Aufgegebene Bauernhöfe in Weyermoor. - Reinigen der Abzugsgräben beim Schulgrundstück. - Wirtschaftliche Verhältnisse in der Gemeinde. 1950. - Eingemeindung des Ortsteils „Waakhausen“. 1952 - Schüler gehen nach der Mittelschule in Wwede. 1952 - Wahlen zum Bundestag Sept. 53. Unter Beibehaltung von Orthographie und Zeichensetzung aus der Sütterlinschrift übertragen von Gisela (geb. Kück) und Reinhold Klepsch
Lilienthal, 03. März 2007 |
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