Schulchronik Waakhausen vom Anfang bis 1913

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I. Abschnitt

Der Schulverband bis zur Gegenwart.

Der Schulverband Waakhausen-Viehland-Worpheim liegt in der Hammeniederung unter 53 1/10 Gr. nördl. Breite 8 9/10 Gr. östl. Länge. Er setzt sich zusammen aus den Ortschaften Waakhausen von Hausnummer 6 bis 19, - Viehland von Hausn. 1 bis 12- und Worpheim von Hausn. 14 bis 17. – Waakh. bildet mit den Häusern von Nro. 1 – 19 eine politische Gemeinde, desgleichen Viehl. mit den Häusern unter obigen Hausnummern, die 4 Häuser unter den Hausnummern 14 – 17 gehören der politischen Gemeinde Worpheim an.

 

Der Schulverband gehört zum Kreise Osterholz. Derzeitiger Landrat ist der Geheime Regierungs-Rat Franzius. Waakh. ist in Worpswede, Viehl. in Osterholz, der infrage stehender Teil von Worpheim in St. Jürgen eingepfarrt. Über die Entstehung der Ortschaften ist nachstehendes zu berichten. – Die 4 Stellen der Gemeinde Worpheim sind sogenannte Mooranbauerstellen. – Die Entstehung der Ortschaften Waakh. und Viehland, welche in die erste Hälfte des 13. Jahrhundert fällt, zeigt folgendes: Urkunden, die fast sämtlich in lateinischer Sprache geschrieben sind und sich im Amtsgerichtsgebäude zu Osterholz aufbewahret finden, besagen, daß die Herren von Schermbecke, eine Familie, aus welcher später das Geschlecht von Sandbeck hervorgegangen, Grundstücke in Waakh. u. Viehl. an das Benediktiner Kloster zu Osterholz, welches 1185 gegründet, - 1648 aufgehoben, und – 1650 dem Landgrafen Friedrich von Hessen–Eschwege durch die schwedische Krone zu Lehen gegeben ist, - verkauft haben.

 

Der größte Teil des Bodens bestand derzeitig aus Bruchland mit Busch u. Wald bedeckt, unterbrochen von einigen Wiesen. Das Kloster verkaufte darauf die erworbenen Grundstücke an Privatleute, welche sich auf denselben anbauten. In gleicher Weise ist verfahren worden mit dem Gutsherrn v. Sandbeck verbliebenen Grundstücken. Die Käufer der Sandbeckschen Grundstücke wurden dem Gutsherrn pflichtig und führten den Namen Sandbeck–Meier. Es gab in Waakh. derer 2, in Viehland 12. Diese hatten dem Gutsherrn, außer Zahlung von Geldbeiträgen, jährlich gewisse Anzahl Fische zu liefern – zu Pfingsten Maibüsche zu bringen – u. demselben einen Jagdhund zu füttern. – Die Käufer der Klostergrundstücke wurden Kloster-Meier, später Königs-Meier genannt. Von diesen gab es in Waakh. 6, in Viehland 1. – Die Kloster-Meier hatten zu den Geldzahlungen dem Kloster verschiedene Dienste zu leisten. So hatten dieselben, was die Entstehung des örtlichen Namens Waakhausen, Wachhausen, - Waakhausen herbeigeführt haben soll, - dem Klosterpersonal zu Osterholz bei dem Verkehr mit den Insassen des Klosters zu Lilienthal, zur größeren Sicherheit als Schutzleute od. Wachmannen zu dienen. – Es ist erklärlich, weshalb die Ablösungsordnung, des Staatsgrundgesetzes vom Jahre 1833 seitens der Einwohner zu Waakhausen u. Viehland mit Jubel begrüßt wurde. – Viehl. hat den Namen von den früher daselbst befindlichen Viehweiden des Herrn v. Sandbeck.

 

Der Name Worpheim ist herzuleiten von einem kleinen Fluß, Worpe, welcher an der Ortschaft Worpheim vorbeifloß, u. später von dem angelegten Schiffgraben, Semkenfahrt genannt, aufgenommen wurde. – Die politische Gemeinde Waakhausen hatte im Jahre 1759 – 187 Seelen. Viehland hatte etwa ums Jahr 1800 – 80 Seelen. Waakh. hatte im genannten Jahre 18 Wohnstätten, Viehland 15.

 

Die Beschäftigung der Bewohner zu Waakh. u. Viehland war in älterer Zeit etwas Ackerbau u. Viehzucht, hauptsächlich aber Fischfang u. Jagd. – Die Worpheimer trieben Ackerbau in geringem Maße, hauptsächlich waren sie Tagelöhner bei den Bauern im St. Jürgens Lande. – Sämtliche Einwohner der genannten Ortschaften gehörten seit der Zeit, die Reformation hier Eingang gefunden hatte, der evangelisch lutherischen Confession an. Ihre Sprache war die Plattdeutsche.

 

Nun sei eine sagenhafte Überlieferung gegeben. Zur Schwedenzeit soll in dem letzten Hause am westlichen Ende des Dorfes Viehl. ein berüchtigter Oldenbüttel, der Knechtsdienste bei einem nicht minder berüchtigten Ritter zu Ritterhude, verrichtete, gewohnt haben. – Um diese Zeit gab es in der Nähe von Waakh. u. Viehl. einen sogenannten Bauernweg, welcher von Hüttenbusch aus zunächst nach Burg-Lesum u. dann weiter nach Bremen führte. – Auf diesem Wege bemerkte Oldenbüttel in der Nähe seines Hauses eines Tages schwedische Reiter. Um deren Pferde als Beute zu bekommen, werden die Reiter von ihm erschossen. – Auch wird erzählt, er habe den Mord deswegen begangen, weil schwedische Soldaten zu Waakh. Hausn. 15 ein kleines Kind in der Wiege erspießt hätten. Beides ist möglich. – Die begangene Unthat sollte auf höherem Befehl von schwedischen Soldaten durch Verbrennen des Unholds Gebäude, - gerächt werden. – Der Racheakt wurde jedoch irrtümlicher Weise an den Gebäuden auf dem ersten Hof, jetzt Hausn. 6, in Waakh. vollzogen. – In einem anderen Falle soll Oldenbüttel, um Beute zu machen, die Bemannung eines Munitionswagens meuchlings getötet haben. Ferner wird erzählt: Oldenbüttel habe sich gegen Belohnung verpflichtet gehabt einen jüdischen Händler übers Eis nach Osterholz zu geleiten. Als er nun mit dem Juden an eine Eiswaake gelangt war, fragt er ihn: „An wen glaubst du?“ „An Moses!“ – lautet des Judens freimütige Antwort. Der kecke Jude wird von seinem Geleitsmann an den Kragen gefaßt und auf einige Augenblicke unter Wasser gehalten. – Da der Jude durch die an ihn vollzogene Wassertaufe innegeworden war, daß für ihn kein guter Wind wehe, wird er ängstlich zumute, - und sucht in seiner Seelenangst durch Absagung seines jüdischen Glaubens seinen christlichen Gegenüber barmherziger zu stimmen. Als er darauf von diesem wieder gefragt wurde: An wen glaubst du? bekannte er: „Ich glaube an Jesum Christum.“ – Auf diesen Glauben sollst du sterben spricht der unbarmherzige Oldenbüttel, - erfaßt den bebenden Juden u. macht ein End mit aller seiner Not, - in dem er ihn unters Eis steckte. – Daß die Sünde der Väter heimgesucht wird an den Kindern, hat sich auch an der Familie Oldenbüttel bewahrheitet. Zur Winterzeit, als alles mit Schnee u. Eis bedeckt war, machten die Kinder des räuberichen Oldenbüttel mit Pferd und Schlitten eine Reise über St. Jürgen u. Blockland nach Bremen. – Bei ihrer Rückfahrt verloren sie, da wüstes Schneetreiben eingetreten war, die Fahrbahn u. gerieten abseits in Schneemassen u. Eiswaaken, in welcher sie alle jämmerlich umkamen. Ältere Leute in Viehland pflegen in Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis, wenn es stürmt u. schneit, zu sagen: „Datt is soon rech Oldenbüttels Wär.“ – Zu den bedeutungsvollen Ereignissen gehören die Überschwemmungen, welche den Schulverband häufig in erschreckender Weise heimgesucht haben. – Der Boden des Schulverbandes erhebt sich nicht hoch genug über den Wasserspiegel um vor Überschwemmungen sicher zu sein. – Das Wasser dringt oftmals in Häuser. So stand im Jahre 1876 das Wasser 30 cm hoch in den Wohnungen. Auch das damalige Schulhaus stand bis an die Fensterbänke im Wasser. – Der Lehrer, Schreiber dieses, mußte ins Nachbarhaus übersiedeln, welches, da das Wasser beim Steigen blieb, auch noch vom Wasser heimgesucht wurde. Die Bewohner der Häuser auf niederigen Warften mußten auf die Bodenräume flüchten. Das Vieh in den Ställen mußte auf geblockt d. h. ein erhöhter Fußboden gelegt werden. Einige Einwohner waren gezwungen mit ihrem Vieh nach dem Weyerberg zu ziehen. – Auch im Winter 1880/81 wurden wir von einem schrecklichen Hochwasser heimgesucht. – Der Herbst brachte schon viel Regen u. damit eine fast selten so frühzeitige Anschwellung aller Flüsse. Besonders war es die Weser, die schon am 31. Oktober um 9 Fuß gestiegen war. Eine solche Steigung tritt in den Normaljahren gewöhnlich erst im Februar od. März ein. – Die Calamität dauerte bis tief in den April hinein, also fast 6 Monate. – Im Dezember, nahe vor Weihnachten, stieg das Wasser zu einer bedrohlichen Höhe und drang in mehrere Wohnungen. Der schaurige Gast nahm auch Quartier im Schulhause und machte am Hl. Abend die Wohnräume zu unheimlichen Stätten. – Jegliche Hoffnung auf Zurücktreten des Wassers fehlte gänzlich, vielmehr lauteten die Nachrichten aus Bremen entmutigend, die Weser blieb beim Steigen bis zum Abend des 2. Festtages. Sie erreichte die seltene Steigung von 18 Fuß 1 Zoll. – Schon an den beiden Abenden nach dem Fest sah man von hier aus auf dem Blocklander Deiche viele Lichter gleich Irrwischen sich hin u. her bewegen. Es waren Laternen in den Händen der Deichwächter u. für den Beobachter ebenso viele Zeichen der den dortigen Deichen drohenden Gefahr. – Es verbreitete sich hier das Gerücht in immer bestimmter Form, daß der Deich trotz aller Bemühungen nicht zu halten sei. – Ehe die mündliche Bestätigung eines am 29. morgens gegen 10 Uhr erfolgten Bruchs hier eingetroffen, hatten wir das sichere Zeichen, daß ein solcher stattgefunden. – Wir vernahmen in der Richtung nach Blockland ein dumpfes Getöse u. bald darauf wurden hier eine Strömung des Wassers von Osten nach Westen bemerkbar, die immer heftiger sich ergoß.- Infolge dessen fiel das Wasser so außerordentlich schnell, daß schon nach Verlauf von einigen Stunden alle Wohnungen völlig trocken waren. – Wir wurden freilich durch diesen Unglücksfall aus unserer traurigen Lage befreit, dagegen das bremische Gebiet auf arge Weise heimgesucht wurde. –

 

In dem jetzigen Jahrhundert sind als Hochwasser- u. Flutjahre für diese Gegend zu nennen: 1809. 1825. 1830. 1841. 1845. 1855. 1867. 1876. 1880. 1884. Nicht selten soll in früheren Hochwasserjahren das Land des einen Besitzers an das des nächsten od. gar des dritten Nachbarn getrieben u. später nur mit Mühe wieder an die alte Stelle gebracht worden sein. – Daß derartiges mit kleineren Erdschollen vorgekommen ist, habe ich auch erlebt. Um das Land am „Ausreißen“ zu hindern, suchen die Einwohner in neuerer Zeit die leicht treibenden Landstücke durch Sandaufschüttung niederzuhalten. –

 

Es ist zu bewundern, daß der Gesundheitszustand der Bewohner in solchen Verhältnissen, wie sie geschildert worden sind, ein so günstiger geblieben ist. Ja, man kommt sogar in Versuchung zu meinen, daß die dahier Wohnenden älter werden, als die Leute anderswo. – Es hat in Waakh. u. Viehl. mehrfach sehr alte Leute gegeben. Ein Halbhöfner in Waakhausen namens Hinrich Kohlmann, welcher in seinem 99. Lebensjahre nach Altenwalde verzogen ist, hat das seltene Alter von 101 Jahren erreicht. – Auch sollen 2 Schwestern im Hause Nro. 4 zu Viehl. annähernd ein solches hohes Alter erreicht haben. –

 

Genannter Hinrich Kohlmann hat mit mehreren militärpflichtigen Jünglingen, als der russische Feldzug im Kopfe Napoleons zur Reife gelangt war, sich dem mißfälligen Militärdienst durch Flucht zu entziehen gesucht. – Mit großer Teilnahme wurde von ihm, wie überhaupt von fast allen Einwohnern, der Fortgang des Kriegs gegen Frankreich 1870/71 verfolgt. Jubel über gewonnene Schlachten wurde laut. – An der Siegesfeier, welche nach Beendigung des Krieges in Lilienthal statt hatte, haben sich auch mehrere Waakhauser beteiligt. – Es sei bei dieser Gelegenheit noch besonders ausgesprochen, daß von jeher die Einwohnerschaft gegen Kirche u. Staat nicht gleichgültig gewesen ist.

 

Kirchliches. Wie früher bemerkt, gehört Waakh. zum Kirchspiele Worpswede. Vor Gründung des Kirchspiels Worpswede waren die Waakhauser Glieder der Kirchengemeinde Scharmbeck. Die Kirche zu Worpswede, welche auf dem 52 m hohen Weyerberg erbaut ist, wurde am 1. April 1759 eingeweiht.

 

An der Kirche zu Worpswede haben folgende Geistliche das Predigeramt geführt:

  1. J. F. J. Telge aus Quedlinburg, gest. 1788
  2. Joh. Ernst Büttner, gest. 1817, 90 Jahre alt
  3. Jakob Heinrich Delius, geb. zu Wilstedt gest. 1827 im Alter von 53 Jahren.
  4. August Wilhelm Günsch aus Göttingen, 1828 den Dienst übernommen, gestorb. 1851 im Alter von 59 Jahren.
  5. Christian Heinrich Colpe 1852 eingeführt, 1884 emeritiert, gest. 1888 im Alter von 79 Jahren. – Im wurden als Gehülfen zur Seite gestellt und ihm adjungirt: Pastor Schönfeldt zur Zeit in Grasberg, - Pastor Rotermund, Sohn eines Lehrers bei Verden, - Pastor Wittkopf.
  6. Gottfried v. Hanffstengel aus Bremen, jetzt Superintendent zu Bremervörde, von 1884 bis 1892.
  7. J. Fitschen, Sohn eines Lehrers zu Hollenbeck bei Harsefeld, von 1892.

 

Kirchhof ist im Schulverbande nicht vorhanden. An dieser Stelle sei erinnert an die Sage über die Entstehung des Weyerberges. Quelle: Pape u. Schriefer.

 

Was die Vergrößerung der Örter des Schulverbandes hinsichtlich der Wohnhäuser, wie der Seelenzahl betrifft, so muß angenommen werden, daß, trotz der Schwierigkeit, die der Anbau hier findet, die Vermehrung doch eine günstige gewesen ist, ein Beweis, daß jeder der Lust zur Arbeit hatte, sich hier ernähren konnte. Die Zunahme der Seelenzahl in den letzten 100 Jahren ist eine recht unbedeutende gewesen. - Die Übersiedlung mehrerer Familien nach anderen Orten, sowie der Mangel an Bauplätzen, haben dieses Resultat erbracht. –

 

Nach den neuesten Vermessungen der Grundsteuer-Veranlagung beträgt die Größe des Schulverbandes 779 ha, 3 a, 98 qm.

 

Hinsichtlich der Kulturarten werden unterschieden: Ackerland, Gärten, Wiesen, Weiden Holzungen, Wasserstücke. Zwischen den Wohnstätten von Waakh. - Viehl. u. der Hamme sind an verschiedenen Stellen noch größere mehr od. weniger offene oder nur mit einer schwimmenden Decke versehene Wasser- bezw. Sumpfflächen, welche den Enten, Möwen, Wasservögeln u. Fischen zum Aufenthalte dienen. – Die dort wachsenden Binsen werden verwertet. – Zum größten Teile besteht die Hammeniederung aus wertvollen Grünländereien u. dient zur Heugewinnung u. Weiden. – Die Wiesen u. Weiden werden durch eine Schleuse bei Ritterhude gegen die Sommerfluten geschützt. – Die Zuwegung erfolgt größtenteils zu Schiff. Einzelne Flächen werden auch mitsamt der darauf befindlichen Wegetation (Weiden, Mooräcker, Bäume,) von den Winterfluten gehoben, senken sich nach Ablauf der Gewässer wieder (das schwimmende Waakhausen). Die Häuser sind auf Warften (künstlichen Sandhügeln) erbaut u. müssen wegen eintretender Senkung periodisch wieder enger geschroben werden.

 

Der Schulverband zählt gegenwärtig 28 Haushaltungen u. 153 Einwohner. Auf jeden Haushaltungsvorstand entfallen annähernd 4 Familienangehörige.

 

Die Bevölkerung ist eine Ackerbautreibende. Beim Pflügen des Ackers werden den Pferden, damit sie nicht in den weichen Boden einsinken, eine Art Holzschuhe unter die Füße gebunden. – Ein Einwohner in Waakh. soll das Kunststück, wie ein Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts berichtet, - erdacht haben.

 

Die Produkte aus dem Pflanzenreiche, sind Roggen, Kartoffeln, Hafer, Erbsen, Runkeln, Gemüse u. Hanf, fast alles zum eigenen Bedarf. – Bei reicher Ernte werden Kartoffeln abgesetzt. – An Roggen ist eine erhebliche Zufuhr erforderlich. Grasländereien werden an Bewohner der Moordistrikte verpachtet.

 

Produkte aus dem Tierreiche. – Es findet eine nicht unerhebliche Pferdezucht statt. Die Stuten werden zum Teil der herrschaftlichen Deckstation zu Torfmoor zugeführt. – Bei der Rinderzucht wird die hiesige Landvaie vorzugsweise mit ostfriesischem Vieh gekreuzt. Der Absatz umfaßt Milchkühe, trächtige Quenen, junge Ochsen u. güste Kühe. Auch wird die Nachzucht zur Kälbermastung benutzt. Die Ergänzung des Viehstalls erfolgt durch Zukauf. – Auf dem Gebiete der Schweinezucht hat die halbenglische Rasse das alte Landschwein fast völlig verdrängt. Die Ferkelaufzucht ist erheblich. Die Schweinemästung ist einträglich. – Der kleine Mann versorgt damit seine eigene Haushaltung; auch werden fette Schweine in nicht unerheblichem Umfange nach Bremen, Bremerhaven u. Vegesack verkauft. Schafe sind im mäßigen Umfange vorhanden. Die Gänsezucht wird umfangreich betrieben. Die Entenzucht ist im Rückgange begriffen. Bienenzucht ist nicht von Bedeutung. An Viehkrankheiten haben sich in früheren Jahren die Maulfäule u. Klauenseuche beim Rindvieh, die Räude bei den Schafen gezeigt. Viele Kälber gehen am s. g. laufenden Feuer (Bauchfellentzündung) verloren. In nassen Jahren tritt infolge wässriger Gräser u. schlechten Heus Siechtum und Absterben beim Rindvieh hervor. Man nennt die Krankheit Heuseuche. Das Vieh mit Einschluß des Milchviehes wird im Frühjahr auf die Weide getrieben u. im Herbst erst wieder auf den Stall genommen. Der Absatz des Vieh’s richtet sich vorzugsweise nach Bremen. – Besonders wichtig für den Umsatz des Viehes sind die Scharmbecker Märkte.

 

Die Gemeindewege befinden sich in einem solchen schlechten Stande, daß sie oftmals nicht ungefährdet passiert werden können. – Hoffentlich werden durch die Anlegung eines neuen Gemeindeweges, der im Ausbau begriffen ist, die vorhandenen Mißstände beseitigt. – Gar wichtig sind für die Flußniederung die Wasserwege, die nicht nur der Communikation, sondern auch vielfach der Entwässerung dienen. – Zur Unterhaltung des Semkengrabens der durch Waakh. führt, wird eine Schifffahrtsabgabe von jedem Schiffe, das den Graben passiert, erhoben.

 

Das Dorf Waakh. bildet eine politische Gemeinde u. wird durch einen Gemeindevorsteher verwaltet. Es gehört zum Standesamt Osterholz. – Dasselbe Verhältnis besteht im Dorfe Viehl. – Der eingeschulte Teil des Dorfes Worpheim bildet mit dem übrigen Teile Worpheims eine politische Gemeinde u. wird gleichfalls durch einen Gemeindevorsteher vertreten. Worph. gehört zum Standesamt Worpswede. Die politische Gemeinde Waakh. umfaßt einen Flächeninhalt von 647 ha, 56 a, 13 qm. Die politische Gemeinde Viehl. ist groß 237 ha, 72 a, 24 qm.

 

Der eingeschulte Teil von Worpheim umfaßt einen Flächeninhalt von 11 ha, 33 a.

 

In Bezug auf die Confession der Einwohner sei bemerkt, daß eine confessionelle Mischung nicht besteht, da sich sämtliche Einwohner des Schulverbandes bezw. der politischen Gemeinden zur evangelisch lutherischen Confession bekennen. Bemerkenswert ist ferner: Die Einwohnerschaft steht treu zu Kaiser u. Reich. Sozialdemokraten sind gar nicht vorhanden. Bei Land- u. Reichtagswahlen wird in reger Weise nur regierungsfreundlich gewählt. – Die Kreis- u. Kirchspielsbibliothek wird mehrfach benutzt. – An Zeitungen werden gelesen: Die Wümme-Zeitung, Worpsweder-Zeitung, Bremer Nachrichten, Hannoversche Sonntagsblatt. – Auch sei noch mitgeteilt, daß die Leichenfeiern im Gegensatz zu früheren Gebräuchen (zahlreiche Einladungen, Verabreichung kalter Schale) nunmehr in einfacher Weise gegangen werden. – Der Bier- und Brandweingenuß seitens der Bewohner ist, mit einigen Ausnahmen, als ein mäßiger zu bezeichnen. – Wirthausbesuch selten, dagegen finden zahlreiche Familienbesuche, wobei es an schöner Bewirtung nicht fehlt, statt. – Die Umgangssprache ist die plattdeutsche. – An alten Sitten u. Gebräuchen haben sich erhalten die Osterfeuer u. Neujahrsschießen. Letzteres erheblich im Abnehmen. – Die alter Kleidertrachten der Männer (Kniehosen, Schuhe mit Schnallen) u. der Frauen (Strichmützen pp) haben der moderneren Kleidertracht Platz mache müssen.

 

II. Abschnitt

Die Schule bis zur Gegenwart.

Wenn der durch die Reformation geweckte Geist hier wirkte, was man doch als gewiß annehmen kann, so wird er auch hier sich in der Gründung einer Schule thätig erwiesen haben.

Waakh. hatte anfänglich eine Schule für sich. Später sind 4 Familien zu Worpheim, damals Oberendermoor genannt, in die Schulgemeinde Waakh. aufgenommen worden. Viehl. hatte gleichfalls eine eigene Schule. - Ein Schulhaus gab es in Waakh. u. Viehl. nicht. Die Unterrichtszimmer waren Mietwohnungen. Erst im Jahre 1868 erbaute der Vollhöfner Friedrich Kohlmann zu Waakh. Hausn. 9 auf seinem Grundstücke, nahe am s.g. Kirchwege, ein Schulhaus für den Schulverband Waakh.-Oberendermoor. Der Schulverband hatte dem Schulhauserbauer jährlich einen Pachtzins von 40 Thaler zu entrichten. Dieses Pachtverhältnis hat bestanden bis 1881.- Das Einkommen der Schulstelle zu Waakh. hat vor dem 1. April 1853 im ganzen 20 Thlr. nebst Reihetisch, betragen. - Der Schulbeitrag wurde zumteil nachbargleich, zumteil nach dem Höfefuß (Vollhöfner, Halbhöfner pp) aufgebracht.- An Schulgeld wurde für die erst– u. zweitgeborenen Kinder 1 Thlr., für die folgenden Kinder derselben Familie a Kind ½ Thlr. jährlich gezahlt.

Vom 1. April 1858 ab an betrug das Gehalt des Lehrers nebst Reihetisch jährlich 60 Thlr. - Die Schülerzahl betrug damals 14.

 

Vor 1858 war nur im Winter Unterricht erteilt worden.

Im Oktob. 1866 übernahm Schreiber dieses die Schulstelle mit einem jährlichen Gehalte von 81 Thlr. baar u. einem vollständigen Reihetisch. - Vom Jahre 1866 bis 1875 habe ich den Reihetisch mit allen Freuden u. Leiden geführt. - Es sind oftmals Zumutungen an mich gestellt, die nimmermehr mit der Würde des Lehrers in Einklang zu bringen waren, und über welche ich jetzt, - weil die Zeiten gottlob der Vergangenheit angehören, - mitleidsvoll den Mantel des Schweigens ausbreite. –

 

Wegen der ungünstigen Verhältnisse des Lehrerstandes mangelte es auch häufig an Lehrern. -

Aus dem Grunde hatte ich im Sommer 1868 den Schuldienst in Südwede, 1870 in Nordwede u. Südwede, 1872 in Lüninghausen, 1874 in Worpswede mit zu versehen.

 

Die Schule in Waakh. gehörte zu den s. g. Nebenschulen.

 

Zur Zeit als ich die Schule übernahm, wurde im Winterhalbjahre wöchentlich 30 und im Sommerhalbjahre wöchentlich 12 Stunden, an 2 vollen Tagen, Unterricht erteilt. - Die Schülerzahl betrug 17. - Die Unterrichtsgegenstände waren: 1.Lesen, 2.Schreiben, 3.Gesang, 4. Kopf- und Tafelrechnen, 5. Religion, 6. gemeinnützige Kenntnisse. - Vor dem Jahr 1848 wurde für Erteilung des Schreib- u. Rechenunterricht besondere Zahlung geleistet.

 

Die Besetzung der Schulstelle erfolgte entweder durch den Kirchspiels-Geistlichen oder durch Gemeindewahl unter Bestätigung des Königl. Consistoriums.- Zur Zeit als ich die Stelle annahm, fand Gemeindewahl statt.

 

Die Schulvisitationen wurden bis zur Trennung der Schule von der Kirche in folgender Weise ausgeübt! Die Schulen eines Kirchspiels wurden von dem Kirchspiels- Geistlichen beaufsichtigt.- Außerdem fand alljährlich eine Schulvisitation mit der Oberstufe aller Kirchspielsschulen in der Kirche und in der Kirchortsschule durch den Superintendenten statt.

 

Als nach Anordnung des Kultusministers Dr. Falk die kleineren Schulgemeinden zu größeren, leistungsfähigeren Schulverbänden vereinigt werden sollten, fand im Jahr 1874 die Combination der Schulgemeinde Viehl. mit dem Schulverband Waakh.-Oberendermoor statt. Infolge dessen mußte das Schulhaus vom oberen nach dem unteren Teile des Dorfes verlegt werden. -Dem Pastor zu Worpswede wurde in dem neugebildeten Schulverbande der Vorsitz im Schulvorstande, sowie die Lokalschulaufsicht übertragen. - Dagegen wurde dem Pastor zu Osterholz das Recht der kenntnisnehmenden Inspectierung der Schule zu gesprochen.- Das Lehrergehalt wurde auf jährlich 300 Thl. erhöht, der unglückselige Reihetisch abgethan.- Die Zahl der in dem neugebildeten Schulverbande vorhandenen Schüler betrug 28. –

 

Die Lehrgegenstände der Schule waren nach dem Jahr 1872: Religion, deutsche Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), Rechnen nebst den Anfängen der Raumlehre, Zeichnen, Geschichte, Geographie, Naturkunde, und für die Knaben Turnen, für die Mädchen Handarbeiten. - Wegen der höheren Anforderungen, die durch die „allgemeinen Bestimmungen“ vom 15.Oktober1872 an die Schule gestellt wurden, mußte eine dem entsprechende Unterrichtszeit angesetzt werden.- Aus dem Grunde wurde ein Halbtagsunterricht mit 18 wöchentlichen Unterrichtsstunden für das Sommerhalbjahr angeordnet. - Für das Winterhalbjahr blieb es bei den üblichen 30 wöchentlichen Unterrichtsstunden.

 

Für den vollen Unterrichtsbetrieb wurden als erforderlich folgende Lehrmittel erachtet:

  1. je ein Exemplar von jedem in der Schule eingeführten Lehr- u. Lernbuche,
  2. ein Globus,
  3. eine Wandkarte von der Heimatprovinz,
  4. eine Wandkarte von Deutschland,
  5. eine Wandkarte von Palästina,
  6. einige Abbildungen für den weltkundlichen Unterricht,
  7. Alphabete weithin erkennbarer auf Holz- oder Papptäfelchen geklebter Buchstaben zumGebrauch beim ersten Leseunterricht,
  8. eine Geige,
  9. Lineal u. Zirkel,
  10. Eine Rechenmaschine,
  11. Eine Bibel,
  12. Ein Exemplar des in der Gemeinde eingeführten Gesangbuchs. -

 

Folgende Lehrer haben an der Schule zu Waakhausen fungiert:

  1. Gevert Bünger. Derselbe war geboren zu Worpheim, woselbst er auch bis an sein Ende wohnhaft gewesen ist. In seinem Mannesalter hatte er auf einem Wege nach Bremen durch einen Unfall sein linkes Bein derartig verletzt, daß es amputiert und durch ein hölzernes ersetzt werden mußte Er hat ein hohes Alter erreicht. Ihm folgte
  2. Heitmann. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Verden, fungierte hierselbst einige Jahre u. übernahm darauf eine Schulstelle zu Neuenlande a. d. Elbe: Er stand bei den Waakhauser Bauern in Gunst. -
  3. Johann Meier aus Dannenberg, Parochie Grasberg. Da derselbe sich nicht die Gunst der anmaßenden Bauern zu erfreuen hatte, so wurde er von diesen stark angefeindet u. war genötigt Waakh. zu verlassen. Er kam in die Gegend von Zeven.-
  4. Mahland. Ihm erging es wie seinem Vorgänger. Zwistigkeiten veranlaßten ihn nach kurzer Zeit seines Hierseins eine Schulstelle zu Eschweg in der Elbgegend, zu übernehmen.- Ihm folgte
  5. D. Otten, Schreiber dieses.

 

Die Lokal– und Kreisschulinspektoren seit 1872 sind folgende:

  • Lokalschulinspektoren:
  1. Pastor Rotermund. Er war der Sohn eines Lehrers bei Verden. Gegenwärtig fungiert er als Missionsinspektor in Brasilien. Die Schulaufsicht führte er 1871/72. Er war ein besonderer Freund der Lehrer. - Ihm folgte
  2. Pastor Wittkopf. Er fungierte als Lokalschulinspektor 1872/73.
  3. Darauf hat Pastor Colpe, dem die unter 1 u. 2 Genannten adjungiert waren, die Lokalschulaufsicht bis Juni 1875 versehen. Darauf wurde
  4. Lehrer u. Organist Riggers zu Worpswede Lokalschulinspektor. Er führte dies Amt vom 1. Juni 1875 bis Ende Aug. 1884.- Sein Ausscheiden aus dem fragl. Amte wurde seitens der Lehrer mehrfach bedauert. Ihm folgte
  5. Pastor v. Hanffstengel. Er fungierte von 1884 bis 1892. Auf ihn folgte
  6. der zeitige Pastor Fitschen. Im Jahr 1892 hat er das Amt eines Lokalschulinspektors angetreten.

 

  • Die Kreisschulinspektoren:
  1. Superintendent Ocker zu Wilstedt.
  2. Superintendent v. Hanffstengel zu Lilienthal.
  3. Superintendent Krull zur Zeit in Lilienthal.
  4. Pastor v. Hanffstengel zu Worpswede, jetzt Superintendent zu Bremervörde.
  5. Pastor Fitschen zu Worpswede.

 

Im Jahre 1880/81 wurde das jetzige Schulhaus auf einem durch Aufschüttung hergestellten 1,40 m hohen Warft erbaut. - Das Schulhaus ist teils massiv, teils Steinfachwerk, mit Ziegeln gedeckt, enthält außer dem Unterrichtszimmer, 2 heizbare Zimmer, 4 Kammern von denen 2 im Dachgeschoß belegen sind, Küche nebst Speisekammer, Diel- u. Bodenraum, Stallung für Kühe u. Schweine, Abörter.

 

Das Schulhaus hat eine Länge von 23,23 m, der südliche Teil des Hauses hat eine Breite von 11,90 m. Der nördliche Teil dagegen ist 7,50 m breit. - Die geräumigste Stube des Lehrers hat einen Flächeninhalt von 20 qm.- Die Beschaffenheit des Baugrundes machte, indem sich erst in einer Tiefe von 3,50 m unter der Terrainhöhe eine hinreichend mächtige Sandschicht vorfindet, die Anlage eines Pfahlrostes nötig. - Die Gesamtkosten des Neubaues betrugen

15800 M. Dazu erbat sich der Schulverband einen Staatszuschuß von 6000 Mark, welcher auch huldvollst gewährt wurde. - Der Rest wurde durch Anleihe bei der Königl. Klosterkasse beschafft.- Unter Leitung des Pastors Colpe zu Worpswede, des Schulvorstehers Martin Kohlmann zu Waakhausen, des Schulvorstehers Christoph Albers zu Viehland, sowie des Lehrers Otten zu Waakhausen fand der Schulhausbau statt. - Im Oktober 1881 war der schwierige Bau glücklich vollendet. - Am 17. Tage desselben Monats fand in feierlicher Weise unter Anwohnung zahlreicher Einwohner die Einweihung des Schulhauses statt. Die Weihrede hielt, da Pastor Colpe zu Worpswede alt und schwach war, Pastor Küster zu Osterholz. Mit dem Schülergesange: “Harre meine Seele, harre des Herrn“ begann die Feier. Nach Beendigung des Gesanges hielt genannter Geistlicher in Anknüpfung an das Schriftwort:“Laß deine Augen offen stehen über dieses Haus Nacht u. Tag pp.(1. Könige 8,29), eine tiefgehende Ansprache. - Hierauf sangen Lehrer u. Schüler: “Die Heimat der Seele“. - Nachdem Schreiber dieses noch Worte des Dankes gesprochen hatte, schloß die würdige Feier, indem zuvor gemeinsam gesungen wurde, die letzte Strophe des Kirchenliedes: “Nun danket alle Gott“. Schreiber dieses wünschte schließlich, daß der gute Geist, von welchem die Feier getragen wurde, und was auch insbesondere in der Rede des Pastors Küsters zum Ausdruck kam, die Schule fort und fort erfüllen möge. -

Das laut Pachtvertrags vom 16. März 1875 erworbene Grundstück auf welchem sich das Schulhaus nebst Spiel- u. Turnplatz, sowie etwas Acker- u. Wiesenland vorfindet, hat die Form eines Rechtecks von 73,56 m Breiten- u. 84,20 m Längenausdehnung.

 

Die eingeschulten Orte sind, wie schon erwähnt: Waakh., Viehl., ein Teil von Worpheim. Die Entfernung von den äußersten Wohnstätten bis zur Schule beträgt ¾ Stunden.

 

Der Schulverband hat gegenwärtig an Einwohnerzahl 153. - Die Zahl der Schulkinder beläuft sich zur Zeit auf 22. - Der gegenwärtige Lehrer Diedrich Otten ist am 22. April 1844 zu Falkenberg bei Lilienthal, als Sohn eines Landwirts, geboren. Er hat im Winter1861/62 u. im Sommer 1864 das Lehrerseminar zu Stade besucht. Im Jahr 1866 durch Gemeindewahl nach hier berufen, nachdem er zuvor in Belum, Ottersberg, Adolphsdorf, Seedorf als Lehrer fungiert hatte. –

 

Die hiesige Schule ist eine einklassige Volksschule. - Die Unterrichtssprache ist die hochdeutsche, - jedoch nicht unter Ausschließung der plattdeutschen Sprache. - Die Schule ist confessionell, - evangelisch lutherisch. –

 

Besondere Hemmungen im Schulbesuch werden durch Hochwasserfluten u. ungünstige Eisverhältnisse herbeigeführt. Die Sommerschule mit Halbtagsunterricht in 24 wöchentlichen Unterrichtsstunden, wird regelmäßig besucht. - Dispensationen werden nur in dringenden Fällen erbeten u. erteilt. -

 

Als besondere Ferien u. schulfreie Tage, werden, außer den festgesetzten, angesehn Fastnacht, etwa 2 bis 3 halbe Tage zu Eispartien u. etwa einige Unterrichtsstunden nach Beendigung der Hauptrevision. –

 

Schulfeste bezw. Schulferien sind folgende: Anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers u. Königs findet eine Schulfeier bestehend in Gesang, Gebet u. Ansprache statt. - Die Geburts- u. Sterbetage der in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. werden als vaterländische Gedenk- u. Erinnerungstage begangen. - Auch der Sedantag gehört in der Schule zu den vaterländischen Gedenktagen. - Am 31. Oktober jeden Jahres wird in der Religionsstunde die Bedeutung der Reformation in erbaulicher Weise dargelegt.-

 

Als ortsübliche Spiele sind die Belustigungen auf dem Eise (Schlittschuhpartien) zu nennen. –

 

Im Sommerhalbjahre hat wöchentlich ein 2 stündiger Turnunterricht mit den Knaben der Ober- u. Mittelstufe statt. Der Lehrstoff umfaßt: Ordnungs- Frei- Gerätübungen, Turnspiele. - Der Handarbeitsunterricht für die Mädchen wird im Winter- u. Sommerhalbjahre in 2 wöchentlichen Stunden erteilt. - Er umfaßt hauptsächlich: Stopfen, Stricken, Nähen, Flicken. -

 

Eine sanitäre Einrichtung besteht darin, daß in einer bestimmten Periode die lokalen Verhältnisse der Schule (Beschaffenheit des Unterrichtszimmers, Brunnenwassers pp.) seitens des Kreisphysikus untersucht werden. –

 

Der zeitige Lokal- u. Kreisschulinspektor ist der Pastor J. Fitschen zu Worpswede. Er ist der Sohn eines Lehrers zu Hollenbeck bei Harsefeld. Im Jahr 1892 hat er, - nachdem er zuvor in Dorum als Rektor an einer höheren Schule u. in Neuenwalde als Pastor u. Lokalschulinspektor fungiert hatte, - die Lokal- u. Kreisschulaufsicht übernommen.

 

Es sei angeführt, daß gegenwärtig kein Schulgeld mehr gezahlt wird. - Im Jahre 1888 wurde dasselbe gesetzlich aufgehoben u. durch einen jährlichen Staatsbeitrag von 500 M. - gedeckt. Auch wird seitens des Staates eine widerrufliche Beihülfe von jährlich 200 M. zur Lehrerbesoldung gewährt. - Sodann sei erwähnt, daß der Lehrer nicht mehr verpflichtet ist, Witwenkassen-Beiträge zu zahlen. Es sei ausgesprochen, daß die größte Wohlthat die den Lehrern an den öffentlichen Volksschulen zuteil geworden ist, darin besteht, daß unter dem Kultusminister Bosse die Einkommensverhältnisse auf eine gesetzliche Grundlage gestellt sind. Das betreffende Gesetz ist am 1. April 1897 in Kraft getreten. - Von dieser Zeit ab an beträgt das Grundgehalt für hiesige Schulstelle 1000 M., - die Alterszulage 120 M.

 

Statistische Übersicht der Schülerzahl

 

Winter Sommer Knaben Mädchen Summe
1894/95   16 8 24
  1895 19 12 31
1896/97   16 12 28
  1897 13 12 25
1897/98   13 14 27
  1898 13 11 24
1898/99   10 11 21
  1899 14 13 27
         

 

Ostern 1898 wurden ausnahmsweise 10 Schüler konfirmiert

1899/1900   11 13 24
  1900 11 12 23
1900/01   11 12 23
  1901 15 13 28
1901/02   13 13 26

 

Als außergewöhnliches Vorkommnis sei angeführt, daß im Winter
1901/02 unter den Schülern keine Konfirmanden vorhanden waren.

  1902 17 18 35
1902/03   15 17 32
  1903 18 18 36
1903/04   14 17 31
  1904 22 14 36
1904/05   20 15 36
  1905 23 20 43
1905/06   21 20 41
  1906 20 19 39
1906/07   18 18 37
  1907 22 21 43
1907/08   22 21 43
  1908 24 23 47
1908/09   22 21 43
  1909 26 21 47
1909/10   21 23 44
  1910 22 26 48
1910/11   20 26 46
  1911 19 25 44
1911/12   18 24 42
1. Mai 1913 18 25 43
1. Nov 1913 17 25 42
1. Mai 1914 20 27 47
1. Nov. 1914 18 26 44
1. Mai 1915 18 28 46
1. Nov. 1915 17 29 46
1. Mai 1916 14 24 38
1. Nov. 1916 14 25 39
1. Mai 1917 14 26 40
1. Nov. 1917 14 23 37
1. Mai 1918 20 21 41
1. Nov. 1918 19 21 40
1. Mai 1919 17 21 38
1. Nov. 1919 17 19 34
1. Mai 1920 15 14 30
1. Nov. 1920 16 14 29
1. Mai 1921 16 14 30
1. Nov. 1921 14 13 27
1. Mai 1922 16 14 30
1. Nov. 1922 14 12 26
1. Mai 1923 11 14 25
1. Nov. 1923 11 14 25
1. Mai 1924 11 12 13
1. Nov. 1924 11 10 21
1. Mai 1925 10 8 18
1. Nov. 1925 9 8 17
1. Mai 1926 8 7 15
1. Nov. 1926 8 7 15
1. Mai 1927 8 7 15
1. Nov. 1927 8 4 12
1. Mai 1928 7 7 14

 

Ostern 1900 ist die Lesefibel von C. Prüfer u. J. Popken eingeführt worden Bis dahin war die Schreib- Lesefibel von Nack u. Flathmann in Gebrauche.

 

Vom 1.April 1900 ab an werden die Schullasten des Schulverbandes aus den politischen Gemeindekassen gedeckt. - Die Feststellung der Bedarfssumme hat durch den Schulvorstand in einem Jahresetat zu geschehen. - Der konfessionelle Charakter der Schule darf nicht geändert werden. - Die Zusammensetzung des Schulvorstandes u. seine Rechte bleiben gleichfalls ungeändert. - Der Schulvorstand kann, wenn derselbe es für erforderlich hält, den früheren Zustand wieder herstellen. - Dazu genügen zwei Stimmen im Schulvorstande.

 

Der frühere Cultusminister Dr. Falk ist am 7. Juli 1900 gestorben. Das gesamte Schulwesen von der Volksschule bis zur Universität erfuhr unter Falks Regiment eine bedeutende Hebung und der gesamte Lehrerstand verdankt Falks Eintreten in jener Zeit die bessere Besoldung.

 

Am 14. Juni 1901 hat der Schulrat Geheimer Regierungs-Rat Dr. Lauer aus Stade die hiesige Schule besucht. - Es kamen die Unterrichtsfächer: Lesen auf den verschiedenen Stufen, Katechismus aufsagen: das I. Hauptstück, - unterrichtliche Behandlung: das 2. Gebot, - Rechnen: Zinsrechnung und sonstige Aufgaben, - Geschichte: Hermann, Chlodwig, Karl der Große, - Singen: Alles neu, macht der Mai -, zur Behandlung.

 

In Waakhausen u. Viehland gab es vor dem Jahre 1870 weder Weg noch Steg. Der sogenannte Kirchpfad, welcher die Zuwegung vermitteln sollte, war niedriger als die daneben liegenden Ländereien. - Die Überbrückung der Scheidegräben war durch wackelige Pfähle (Bäume) hergestellt-, unheimliche Sümpfe u. tiefe Moräste waren auf dem Fußpfade nichts seltenes. - Die herrschenden Mißstände wurden in Waakhausen dadurch etwas verringert, daß auf Anregung des Gemeindevorstehers Martin Kohlmann Hausn. 14 ein erhöhter Fußpfad hergestellt wurde. –

 

Geordnete Wegeverhältnisse wurden aber erst durch den Ausbau des öffentlichen Fahrweges geschaffen. - Um die Herstellung dieses Weges haben sich unter Mitwirkung des Lehrers besonders verdient gemacht: „ Der Stellbesitzer Johann Wellbrock Hausn.12 zu Viehland, - Stellbesitzer Lüder Behrens Hausn.10 zu Waakhausen, sowie Joh. Hinrich Mehrtens Hausn. 8 u. Friedrich Nagel Hausn. 7 daselbst“. - Im Frühjahr 1904 wurde der neue Fahrweg dem öffentlichenVerkehr übergeben.

 

Vom 1.April 1906 ab an beträgt das Grundgehalt für die hiesige Schulstelle jährlich 1100 M -,

die Alterszulage 140 M.

 

Als seltenes Vorkommnis sei verzeichnet, daß der Stellwirt Diedrich Blendermann zu Viehland Hausn. 6 das Amt eines Schulvorstehers 25 Jahre ununterbrochen geführt hat. Er hat während dieser langen Zeit sein Amt treu geführt und stets das Wohl der Schule gefördert. - Der andere Schulvorsteher Lüder Behrens zu Waakhausen Hausn.10 ist ebenfalls schon 9 Jahre als solcher tätig, nachdem vor ihm sein Vater Diedrich Behrens dasselbe Amt 12 Jahre bekleidet hatte.

 

Zum 1. April 1907 trete ich auf meinen Antrag in den Ruhestand. Dann verlasse ich den Ort, an dem ich 40 ½ Jahre (vom 1.Oktober 1866 bis 1. April 1907) als Lehrer tätig gewesen bin. Ich werde meinen Wohnsitz in Westerwede Hausn. 11 nehmen.

 

Waakhausen, den 23.März 1907

Otten, Lehrer

 

 

Der Lehrer Renken zu Torfmoor ist am 14. Januar d. J. vom Schulvorstande einstimmig zu meinem Nachfolger gewählt. Auch ist die Bestätigung der Wahl seitens der Regierung erfolgt.

Der gütige Himmel wolle seine Arbeit segnen und ihn durch Glück und Frieden immerdar erfreuen. Auch in einem abgelegenen Wirkungskreise kann Zufriedenheit, können Freuden wohnen.

 

Waakhausen, im März 1907

Otten, Lehrer

 

Inhaltsverzeichnis.

I. Abschnitt. Die Schulgemeinde bis zur Gegenwart

    1. Geographische Lage des Schulverbandes, die zu ihr gehörenden Ortschaften, politische Gemeinde, Kreis, Kirchspiel.
    2. Die Entstehung des Schulorts u. der übrigen zum Schulverbande gehörenden Ortschaften. Bezügliche geschichtliche Nachrichten; die Namen der Ortschaften und deren Ableitung. Seelenzahl, Sprache, Confession, Beschäftigung der Bewohner. Eine sagenhafte Überlieferung. Bedeutungsvolle Ereignisse. Kirchliches. Reihenfolge der Geistlichen.
    3. Äußere und innere Entwicklung des Schulverbandes. Über die Vergrößerung der Örter des Schulverbandes.
    4. Gegenwärtige Gestaltung, Größe des Schulverbandes. Seelenzahl. Beschäftigung der Bewohner. Die Bevölkerung als Ackerbautreibende. Produkte aus dem Pflanzenreiche. Produkte aus dem Tierreiche. Beschaffenheit der Gemeindewege. Gegenwärtige Ausdehnung und Gestaltung der betreffenden politischen Gemeinden. Confession. Die vaterländische Gesinnung der Bewohner, geistiger u. sittlicher Zustand derselben. Sitten u. Gebräuche im Besonderen. Kleidertrachten.

 

II. Abschnitt. Die Schule bis zur Gegenwart.

    1. Über die Entstehung der Schule. Die ursprünglichen Unterrichtszimmer. Die Erbauung des ersten Schulhauses. Einkommen der Schulstelle. Beitragsfluß. Schulgeld. Schülerzahl. Reihetisch. Nebenschule. Unterrichtsgegenstände. Unterrichtsstunden. Besetzung der Schulstellen. Die Schulrevisionen.

 

    1. Äußere und innere Entwicklung der Schule. Combination der Schulgemeinde Viehl. mit dem Schulverbande Waakh. Oberendermoor. Änderung des Diensteinkommens. Zahl der Schüler. Lehrgegenstände der Schule nach dem Jahre 1872. Lehrmittel. Reihenfolge der Lehrer, der Lokal- u. Kreisschulinspektoren. Die Erbauung eines neuen Schulhauses im Jahre 1880/81. Die Einweihung desselben.

 

    1. Gegenwärtiger Zustand der Schule. Beschreibung des Schulgebäudes, seiner inneren Einrichtung u. seiner Umgebung. Spielplatz. Turnplatz. Garten. Die eingeschulten Orte. Entfernung von der Schule. Zahl der Einwohner u. der Schulkinder. Der gegenwärtige Lehrer. Sprache, Confession, Schulbesuch. Sommerschule. Besondere Ferien u. schulfreie Tage. Schulfeste, übliche Feier derselben. Ortseigentümliche Spiel., Turnunterricht, Handarbeitsunterricht für Mädchen. Besondere sanitäre Einrichtung. Derzeitiger Lokal- u. Kreisschulinspektor. Staatliche Beihülfen zu Schulzwecken. Einkommensverhältnisse. Statistische Überschrift der Schülerzahl.

 

Von Ostern 1907 ist die Chronik von dem Lehrer Renken geführt. Er ist im Jahre 1878 als Sohn des Schuhmacher D. Renken in Worpswede geb.; besuchte von Michaelis 1893 – 96 die Präparandein Lesum, 1896 – 99 das Seminar in Stade. Von Ostern 1900 – 01 genügte er seiner Militärpflicht in Bremen und war bis 1907 in Torfmoor als II. Lehrer tätig. Dem Vorgänger Herrn Otten wurde für treue Pflichterfüllung „der Adler des Inhaber des Hohenzollerschen Hausorden“ verliehen.

 

Die beiden Schulvorsteher Lüder Behrens zu Waakhausen und Diedrich Blendermann zu Viehland bewiesen ihr reges Interesse für die Schule durch Bewilligung bedeutender Mitteln zur Anschaffung von Lehrmitteln aller Art und zur Anpflanzung von Obstbäumen. Ein neues Gesetz, betreffend die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen vom 28. Juli 1906, trat mit dem 1. April 1908 in Kraft und brachte manche Veränderungen. Waakhausen und Viehland bilden jetzt einen Schulverband mit einem ganz neuen Schulvorstande, in dem der Ortsvorsteher Schnaars in Waakhausen den Vorsitz führt als Verbandsvorsteher, nachdem der bisherige Vorsitzende, Pastor Fitschen, Worpswede, den Vorsitz zu führen abgelehnt hatte.

 

Das Lehrerbesoldungsgesetzt vom 3. März 1897 wurde geändert und brachte eine wesentliche Besserung; das Grundgehalt beträgt jetzt 1400 M, die Alterszulagen 3 x 200, 2 x 250 und 4 x 200 M. Dazu kommt für alleinige Lehrer auf dem Lande nach 10jähriger Dienstzeit eine Zulage von jährlich 100 M.

 

Von Bedeutung ist die Bearbeitung der Niedersächsischen Fibel, die Ostern 1909 in allen Schulen der Bereichsschulinspektion Worpswede eingeführt wurde; sie kann mit ihren guten Bildern die Unterlage zu anregenden Lektionen bilden, überhaupt kennzeichnet sie einen Fortschritt. –

 

Am 2. April 1910 ist der bisherige Lehrer Renken von der Königlichen Regierung zu Stade zum ersten Lehrer in Neubülstedt, Kreis Zeven, ernannt worden. „Mögen dem Nachfolger Tage fröhlichen Schaffens und Gedeihens beschieden sein,“ ist sein Wunsch. ---

i. A. Kogl. Ortsschulinsp. A. Gayda, Lehrer

 

Schuljahr 1910/11

Am 2. Mai 1910 ab übernahm Lehrer Alfred Gayda, (zuletzt all alleiniger Lehrer und Organist zu Sonnschied und Niederhosenbach, Fürstentum Birkenfeld, tätig gewesen) – die Führung der hiesigen Schule; nachdem die hiesige Gemeinde auf das Besetzungs-, bezül. Wahlrecht verzichtete, wurde der Lehrer von der Königlichen Regierung zu Stade berufen, der er sich auch zur Verfügung gestellt hat; am 2. Mai wurde er durch den Königlichen Kreis- und Ortsschulinspektor, Pastor Fitschen, Worpswede, im Beisein des gesamten Schulvorstandes in sein Amt eingeführt. Da die Wohnung nicht Instand gesetzt war, wohnte der Lehrer einige Zeit beim hiesigen Gemeindevorsteher. Nach fast fünfjähriger Wirksamkeit ist der Regierungs- und Schulrat Gerlach von Stade nach Erfurt versetzt worden; im Herbst nahm er noch an der Generalkonferenz des Bezirks teil, an welchem Tage sich auch der bisherige Kreisschulinspektor, Herr Pastor Fitschen als solcher von der Lehrerschaft verabschiedete, bei welcher Gelegenheit ihm vonseiten des Regierungsrates für seine Treue der Kronenorden (III. Kl.) verliehen wurde; an seine Stelle trat der Kreisschulinspektor Herr Rotermund, Hemelingen, im Hauptamte; anstelle des Regierungsrates kam Regierungsrat Herr Tiller, Stade. Am 23. März hielt der Ortsschulinspektor die Hauptrevision ab; am 31. März hielt der Lehrer eine Schulentlassungsfeier, wozu er die Eltern der Konfirmanden lud. – Der Winter brachte uns Hochwasser, so daß ein großer Teil des Schulhofes unter Wasser stand, die Schulkinder von Viehland und auch hiesige mit Booten zur Schule kommen mußten. Die Worpheimer Schüler verblieben bis auf weiteres noch als Gastschüler. Da fast überall im Schulhause Unordnung herrschte, mußten die notwendigsten Reparaturen vorgenommen werden, vor allem ist das Dach noch sehr schadhaft. –

 

Schulferien waren: vom 14. bis 19. Mai Pfingsten; 4. Juli bis 31. Juli Ernteferien; vom 3. bis 17. Oktober Herbstferien; vom 24. Dezember 1910 bis 2. Januar 1911 Weihnachtsferien. Sonstige schulfreie Tage: 5. Mai Himmelfahrtsfest; am 2. August Königin-Luisenfeier, Ausflug nach Worphausen, Worpswede; vom 3. November bis 17. Dezember hatten die Kinder keinen Unterricht weil der Lehrer krank war; am 2. Oktober Ausflug nach Geestemünde.

 

Klassenfrequenz

 

              Waa hs       Vie hlf         Wp h.  
  IIIb IIIa II I S a   III.b IIIa II I   IIIb IIIa II     IIIb IIIa II I
Mädchen: 3 7 7 9 26   0 3 3     3 1 2     0 3 2 1
Knaben 3 9 3 6 21   2 3 3     1 4 0     0 2 0 2
Sa. 6 16 10 15 47   2 6 6     4 5 2     0 5 2 3
Waakhausen, 31. März 1911.
Alfred Gayda, Lehrer.
Der Königliche Kreisschulinspektor: 
Der Königliche Ortsschulinspektor

 

 

Schuljahr 1911/12

Das Schuljahr begann am 1. April und endete mit dem 30. März 12. Vonseiten des Kgl. Kreisschulinspektors wurde die Schule revidiert 1) am 7.9.11; 2) am 23.12.; durch den Kgl. Ortsschulinspektor am 23.3.12. Die Entlassung der Konfirmanden (4) fand am 29. März in der üblichen Feier statt, wozu sich Interessenten des Schulverbandes eingefunden haben.

Ferien: vom 13.4. bis 24.4.11, Ostern.

Ferien: vom 3.6. bis 8.6.11, Pfingsten

Ferien: vom 3.7.bis 30.7.11, Ernte

Ferien: vom 2.10. bis 14.10.11, Herbst

Ferien: vom 25.12. bis 2.1.12, Weihnachten

Am 4., 5. und 7. August war der Lehrer zu seiner Hochzeit beurlaubt. – Infolge der anhaltenden Hitze wurde aufgrund einer Regierungsverfügung der Unterricht gekürzt; wie dies aus dem Lehrbericht zu ersehen ist. Die vorgeschriebenen patriotischen Feiern wurden in der gewohnten Art gehalten. – Da die Lehrerwohnung einer gründlichen Renovation bedurfte, wurde selbige in den Ernteferien durchgeführt; auch der Schulofen wurde umgesetzt, nachdem er sich an der ersten uns zugeteilten Stelle nicht bewährte; vorher wurden noch eiserne Balken unter den Fußboden gebracht, da die alten hölzernen morsch waren. – Die Schüler von Worpheim, welche stets zur hies. Schule gingen, wurden vom 23. Oktober 1911 ab nach Südwede eingeschult, mitten im Schuljahr! Dagegen konnte die Gemeinde nicht erreichen, daß die aus Waakhausen nach Wörpedahl eingeschulten Kinder hierher zur Schule kommen – und muß das Gastschulgeld weiterhin zahlen, obwohl diese Kinder einen besseren Weg zur hiesigen Schule haben als die Viehländer. (Infolge Blitzschlages brannte am 3. August in Worpswede der Kirchturm nieder.) Hierorts wie in der Umgegend herrschte die Maul- und Klauenseuche; der Sommer war sehr heiß, der Winter sehr kalt. Infolge der anhaltenden schönen Eisbahn unternahm der Lehrer mit seiner Klasse öftere Eispartien, natürlich nur in den Turnstunden u. der freien Zeit! – Die Kinder aus Viehland müssen nach Osterholz zum Konfirmandenunterricht, fehlen also an 2 Schultagen gänzlich, außerdem liegt der Unterricht montags und donnerstags, während die hiesigen Konfirmanden am Mittwoch und Sonnabend nach Worpswede gehen; daß ist ein großes Unterrichtshemmnis, da diese Schüler von Viehland doch stete Lücken im Unterrichtskönnen aufweisen müssen, der Lehrer einer Einklassigen keine Zeit hat, sich mit ihnen noch privatimzu beschäftigen. Eine Änderung ist wohl hierin auch nicht zu erhoffen! –

 

Waakhausen, 29. März 1912.

A. Gayda, Lehrer

 

Klassenbestand am 1. April 1911.

Mädchen I = 10)     Wkhs Vh. Wph.  
  II = 4)   I        
  III = 10)   II 9 8 8  
  Sa = 24) = 43   III        
Knaben I = 6 ) + 1 Zug   I        
  II = 7 )   II 12 5 2  
  III = 6 )   III        
  19)     21 13 10  

:

Am 23. Sept. 1912 ließ sich der Lehrer Gayda beurlauben, trug sich aber mit der Absicht herum aus dem Schuldienste auszuscheiden. Infolgedessen hielt er Auktion ab, verkaufte alles Überflüssige und wandert ab, unter Angabe nach Amerika. In dem Bremer Tageblatt hat er sich noch einmal von der Öffentlichkeit verabschiedet als Lehrer u. Prediger der freien Gemeinde Teutonia, Brasilien. Man meint aber, daß er in Wirklichkeit gar nicht abgereist ist.

 

Während seines Urlaubs wurde die Schule vertreten von Herrn Schröder, Wörpedahl und nach den Herbstferien von Herrn Winterhoff, Worpswede u. Herrn Klindworth, Südwede.

 

Am 1. Dez. wurde die Stelle neun besetzt mit dem Lehrer Richard Lühr. Dieser war nach seinem Abgange vom Seminar in Lüneburg ½ Jahr an d. II. Klasse der Zweitklassigen chule in Obenaltendorf bei Osten a. d. Oste tätig. Am 1. Dez. 1909 wurde ihm die I. Klasse derselben Schule übertragen und ist dort bis zum 1. Okt. 1912 gewesen. Um der aktiven Militärzeit mußte ich (ich spreche nun in Wirklichkeitsform). am 1. Okt. in Bremen meiner Militärpflicht genügen; wurde aber nach 1 Monat als untauglich entlassen. Da meine Stelle in Obenaltendorf vertretungsweise besetzt war und dieselbe vor Ostern 1913 nicht frei werden kann, mußte ich auch bis zu diesem Termin eine andere Stelle annehmen. Dieserhalb bewarb ich mich um Waakhausen und wurde am 1. Dez. 1912 dort vertretungsweise angestellt bis zum 22. Februar, weil die Reg. die Stelle umbesetzte. Für die Zeit bis Ostern wurde mir keine neue Stelle übertragen, übernehme dann aber am 1. Apr. 1913 d. I. Schulstelle in Obenaltendorf.

Richard Lühr, Lehrer

Am 3. März 1913 wurde ich von dem Herrn Ortsschulinspektor in Gegenwart des hiesigen Schulvorstandes in meine neue Stelle eingeführt. Schule, Haus und Umgebung machten sämtlich einen recht wüsten Eindruck. Erstere war infolge der letztjährigen traurigen Schulverhältnisse ganz heruntergewirtschaftet, ganz besonders die Unterstufe. Im Rechnen und Deutsch zeigen sich in erster Linie die großen Lücken. Vom 1 x 1 hat z. B. der II. Jahrgang noch keine Ahnung; die Schulzucht war sehr locker und von Ordnung kaum zu reden.

In der Lehrerwohnung wurden die notwendigsten Reparaturen sofort gemacht. Den Interessenten war die Arbeit an Haus und Umgebung durch die letzten Lehrkräfte völlig verleidet, wie sie jetzt sagen. Auf dem Schulgehöfte etc. war tatsächlich nichts mehr von Ordnung und Kultur zu verspüren, alles verödet, zerwühlt und verfallen, weil in 5 Jahren keine Hand mehr angelegt war. An Arbeit wird es mir daher in den ersten Jahren nicht fehlen, weder in der Schule, noch um dieselbe.

Waakhausen, den 9. März 1913

H. Fitschen

 

 

Hundertjährige Feier der Erhebung Preußens im Jahre 1813

Am 10. März 1913 fand auch hier, wie in sämtlichen Schulen der Monarchie eine Schulfeier statt zum Andenken an die Erhebung Preußens von der Fremdherrschaft vor 100 Jahren. Am Tage zuvor wurde (Sonntag) in sämtlichen Kirchen Preußens eine Festfeier veranstaltet, an der besonders die Kriegervereine etc. geschlossen teilnahmen. Die Schulfeier wurde mit einem Choral eröffnet und wechselte dann mit Lied und Deklamationen bzw. der Festrede. Nach der Feier war schulfrei.

25jähriges Jubiläum

der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II.

Am 16. Juni 1913 fand in der Schule eine Feier der 25jährigen Regierungszeit Sr. Majestät, des Kaisers statt. Nach derselben wurde ein Ausflug nach St. Jürgen gemacht.

 

Plötzlicher Tod des Herrn Pastor Fittschen.

Am 17. Juni 1913 verstarb plötzlich infolge eines Herzschlages im 58. Lebensjahr Herr Pastor Fittschen in Worpswede. Er wurde am 20. Juni auf dem Kirchhofe daselbst zur letzten Ruhe bestattet.

 

100jährige Wiederkehr der Schlacht von Leipzig (18. Oktober 1913)

Wie in ganz Deutschland, so fand auch in hiesiger Schule eine kurze Gedenkfeier der 100jähr. Wiederkehr der Schlacht von Leipzig statt. Besondere Vorbereitungen konnten leider nicht mehr getroffen werden, weil die Feier in die Herbstferien fiel. Großartige Festlichkeiten mit Fackelzug und Freudenfeuer fanden in allen größeren Ortschaften statt, an denen sich fast sämtliche Schichten der Bevölkerung beteiligten. Das alte Lied unserer Voreltern „Flamme empor“ wurde bei dem hell aufleuchtende Freudenfeuer auch den jüngeren Generationen einmal wirkungsvoll zu Gemüte geführt.

 

Vieh– u. Obstbaumzählung 1. Dezember 1913

Ergebnis: (hier sind keine Angaben vermerkt!)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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