Schulchronik Wörpedahl 1852-1895 (Wörpedahl/Mullerdörp)


Chronik der Schule Wörpedahl

 

 

Von einer Schule am Rande Worpswedes, der Schule in Worpswede-Wörpedahl und ihrer Schulchronik, davon soll die Rede sein. Der ein Jahrhundert umfassende Bogen sagt nicht nur über das Schulleben aus - nein, der Leser erfährt auch über Ereignisse und ihre Wirkungen auf die betroffenen Menschen in den kleinen Moorgemeinden. Die kleine und die leidvolle große Geschichte findet ihren Spiegel im Leben der hart arbeitenden Moorbauern.

 

Die Schulchronik liegt uns in zwei Teilen vor, der erste Teil beschäftigt sich mit der Zeit von 1852 bis 1937, der zweite Teil beginnt 1938 und endet 1952.

 

Vor 1853 gab es zwei Schulen. Eine in Weyermoor, hier war D. Mahnken Lehrer und eine weitere Schule in Nordwede in einer angemieteten Stube. Hier unterrichtete der Lehrer Behrend Bunger.

Ab 1853 wurden die Schulen in Weyermoor und Nordwede aufgelöst und die neu erbaute Schule in Wörpedahl bezogen.

Nach der Chronik waren folgende Lehrer an dieser Schule tätig:
Ab Einweihung 1853 bis 1855                                    Behrend Bunger
Von 1855 bis 1870                                                      Friedrich Brünjes
Ab Herbst 1870 bis 01. April 1915                            Friedrich Schröder
15. April 1915 bis 30. Dezemer1924                         Wellbrock
01. Januar 1925 bis 30. Oktober 1926                      Hermann Gätjen
01. November1926 bis 31. Dezember 1932              Claus Viets
01. Januar 1933 vorübergehend bis 6. Mai 1933     Clasen
07. Mai 1933 bis zur Schulschließung Ostern1956  August Schröder

Der Lehrer August Schröder war während des Krieges eingezogen, und wurde vertreten von den Lehrern Bernet und Wilhelm Köppen.

Anhand der verschieden Handschriften vermute ich, dass die ersten handschriftlichen Aufzeichnungen von dem Lehrer Friedrich Schröder gemacht wurden. Seine Nachfolger haben dann die Chronik weitergeführt.

 

Gisela Klepsch, geb. Kück
(ehemals wohnhaft in Weyermoor 6)

 

I. Abschnitt. Die Schulgemeinde bis zur Gegenwart.

Die Schulgemeinde Wörpedahl wird im Norden und Osten von der Feldmark Worpswede, im Süden von der Feldmark Südwede und im Westen von der Feldmark Waakhausen begrenzt, liegt im Kreise Osterholz und gehört zum Kirchspiel Worpswede.

Zu ihr gehören die Ortschaften Wörpedahl, Weyermoor und Nordwede, 5 Interessenten von Waakhausen und 5 Interessenten in Vorwörpedahl. Der Schulverband ist im Jahre 1852 gebildet, was folgendes Schreiben des königlichen Kirchenkommissärs Ulex in Osterholz vom 27. Juli 1852 anzeigt:

„In der Sache betreffend die Begrenzung und Verbesserung der Schulstelle zu Nordwede hat das königliche Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten den von Dirk Schröder und Consorten verfolgten Rekurs verworfen und es steht nunmehr fest, dass Wörpedahl, Nordwede, Worpswedermoor (jetzt Weyermoor) Vorwörpedahl und 5 Interessenten von Waakhausen einen Schulverband bilden sollen.“ u.s.w.

Die 5 Interessenten von Waakhausen gehörten zur Schule in Waakhausen, wurden aber wohl wegen ihrer großen Entfernung von dieser Schule unserem Schulverbande angeschlossen. Dirk Schnaars (jetzt Martin Haar) Haus Nr. 13 in Nordwede wurde von unserem vereinigten Schulverbande und an den Schulverband Nordwede angeschlossen; ebenso ist Johann Grimm (jetzt Johann Bunger) Haus Nr. 4A in Weyermoor in Worpswede eingeschult.

Ursprünglich zählte unser Schulverband 40 Interessenten, nämlich:
12 Interessenten in Nordwede,
7 Interessenten in Wörpedahl,
10 Interessenten in Weyermoor,
6 Interessenten in Vorwörpedahl und
5 Interessenten in Waakhausen.

Die Zahl ist im Laufe der Zeit auf 38 gesunken, denn die Stelle Nr. 2 in Weyermoor ist durch Ankauf mit Stelle Nr. 1 daselbst und die Stelle Nr. 4 mit Stelle Nr. 5 daselbst durch Ankauf vereinigt; ebenfalls die Stelle Nr. 7, 4 in Vorwörpedahl hat Diedrich Blendermann in Viehland angekauft. Die Häuser auf diesen vorbenannten Stellen wurden abgebrochen. Dahingegen ist in Nordwede durch Teilung der Mooranbaustelle Nr. 11 in zwei Stellen eine Haus-Nr. mehr bekommen.

Weyermoor ist von den drei genannten Ortschaften die älteste Kolonie. Sie ist im Jahre 1720, mutmaßlich auf Betrieb des Amtmannes Meiners zu Osterholz, der den Zehnten des Lilien-thaler Amtes gepachtet hatte, begründet. Weyermoor hat einen Flächeninhalt von 97 ha. Die Einwohner besaßen früher außer diesen eigentlichen Moorflächen noch beim Armenhause in Worpswede belegenen Sandboden, der aber, für sie ganz wertlos, nach und nach größtenteils an den Ziegeleibesitzer Bolte in Ostendorf verkauft worden ist.

Nordwede wurde im Jahre 1764 auf Betrieb des königlichen Moorkommissars Findorff gegründet. Im Volksmunde heißt es „Sniederdorp,“ weil der Sage nach der erste Anbauer auf der Stelle Haus Nr. 11 ein Schneider gewesen sein soll. Es hat einen Flächeninhalt von 96 ha, das macht auf jede Stelle etwa 7 ha.

Wörpedahl wurde im Jahre 1759 ebenfalls von Findorff gegründet und hat einen Flächen-inhalt von 37 ha, das macht auf jede Stelle etwa 5 ha. Die Stellen sollten auch eine Größe von mindestens 7 ha haben, aber die Anbauer wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen und wollten nicht einmal die jetzige Größe haben, bis Findorff endlich erklärte: „dann wollen wir hier den Schnitt machen;“ darum heißt die westliche Grenze jetzt noch Schneet bis auf den heutigen Tag.

Wörpedahl heißt im Volksmunde „Müllerdorp“ weil, wie ältere Leute erzählen, die Stelle Haus Nr. 1 daselbst anfänglich im Besitz des Müllers in Worpswede gewesen sein soll. Das Gartenland hinter der Scheune bei der Brücke soll der Müller noch längere Jahre bebaut haben.

Die Schulinteressenten Vorwörpedahl haben die Bauern in Worpswede dort anbauen lassen und die 5 Interessenten in Waakhausen der Baumann Johann Semken daselbst.

Die Schulgemeinde liegt im Teufelsmoor. Das Teufelsmoor hat ziemlich genau die Form eines rechtwinkligen Dreiecks, dessen Endpunkte die Örter Bremervörde, Osterholz und Fischerhude bilden.

Im Osten und Nordwesten wird es von der hohen Geest im Südwesten von einer Reihe von Hügeln und Anhöhen begrenzt. Die Entwässerung dieses Gebiets bewirkt zum größten Teile in überaus günstiger Entwickelung die Hamme. Von der rechten Seite empfängt sie nur den Beeck, von der linken Seite jedoch den vielverzweigten Rolbeeck, die Grawe, die Schmoo, den Neu St. Jürgens Schiffgraben, den Umbeeck, den Wörpedahler Schiffgraben (od. Zwetschengraben) und die Semkenfahrt (od. Rührei).

Schwarz wie das Moor ist auch das Kleid, das es trägt. Denn die „braune Erica“ oder die „grüne Heide“, welche wie eine Saat die weite Fläche überwogt, erscheint aus der Ferne gesehen im größten Teile des Jahres schwarz und gewinnt nur im Spätsommer wo sie weiße und rote Blüten entfaltet, ein buntfarbiges Aussehen. Ferner wachsen dort: 1, der Gagel, im Moore Porst genannt, 2, das Knopfgras, 3, das Wollgras, Mulken oder Müschen genannt.

Das Moor besteht aus drei wesentlich voneinander verschiedenen Schichten, dem oberen weißen Torf, der aus den jährlichen Ablagerungen der Moorpflanzen entstanden ist, dem mittleren schwarzen und dem unteren geilen oder blauen Torf.

Im Jahre 1750 nahm die Kolonisation des Teufelsmoores ihren Anfang. Die Regierung unterstützte das Vorhaben dadurch, dass sie den Anbauern für 20 Jahre Befreiung von allen Abgaben und vom Militärdienste bewilligte. Große Schwierigkeiten verursachte den ersten Anbauern im sumpfigen Moore der Transport des Baumaterials. Einige, die etwas Geld besaßen, ließen dasselbe im Winter bei Frostwetter anfahren; andere, welche die Ausgaben sparen wollten, benutzten den Schubkarren und noch andere, die im Sommer bauen wollten, zu welcher Zeit das Moor auch nicht für einen beladenen Schubkarren passierbar war, scheu-ten nicht die Mühe, das Material an die Baustelle zu tragen. Wer Geld oder Kredit besaß baute sich ein kleines Haus, die meisten mussten sich mit notdürftig eingerichteten Hütten begnügen. Sämtliche Wohnungen bestanden aus Holz, Lehm, Torf und Stroh. Steine brachte man nicht in Anwendung, weil sie zu teuer und auch für den weichen Boden zu schwer waren.

Bei der Anlegung einer Kolonie ging Findorff immer wieder von dem Grundsatze aus, den Anbauern möglichst trocken oder leicht zu entwässernde Plätze zu liefern; es wurden daher zunächst die noch freien Strecken an der Hamme kolonisiert. Erst als diese vergeben waren, siedelten sich Leute in dem mittleren sumpfigen Teile an, ihre Abzugsgräben mit denen der Nachbarkolonien verbindend. Daher ist zu erklären, dass Nordwede und Wörpedahl früher gegründet sind, als die weiterhin liegenden Ortschaften. Findorffs Fleiße, Geschicklichkeit und Gewissenhaftigkeit ist es zu verdanken, dass die Kolonisation des Moores in so kurzer Zeit und so vollendeter Weise ausgeführt wurde. Sein Biograph, Amtmann Fischer zu Otters-berg rühmt seine „umfassenden Kenntnisse, seine aufrichtige Frömmigkeit, große Beschei-denheit, Diensttreue, Rechtschaffenheit und seine Wohlthätigkeit gegen Verwandte und Moorbauern.“

Generalsuperintendent Pratje aus Stade sagte in seiner Rede bei der Einweihung der Worpsweder Kirche von ihm: „Die Angelegenheiten des Baues wurden einem Mann übertragen, zu dessen wohlverdientem Ruhm ich nichts sagen könnte und sagen würde, wenn ich nicht befürchten müsste, dass ich seine seltene Mäßigung und Bescheidenheit beleidigen möchte. Mir ist es ein wahres Vergnügen gewesen, in seiner Gesellschaft an der Sammlung und Einrichtung dieser neuen Gemeinde zu arbeiten.“ Auf Veranlassung seiner beiden Freunde, des Amtmannes Fischer zu Ottersberg und des durch seine astronomischen Entdeckungen bekannten Oberamtmannes Schröter zu Lilienthal wurde ihm auf dem Weyerberge ein Denkmal mit folgender Inschrift gesetzt:

Dem verdienstvollen,
dessen Talenten die umliegenden Moorkolonien
unter höherer Leitung viel verdanken,
Jürgen Christian Findorff, königl. MoorCommissiär,
geb. d. 22. Febr. 1720, gest d. 31. Juli 1792.

Diese Inschrift befand sich auf einer dem Denkmal eingefügten Platte aus schwarzem Marmor, welche später von roher Hand zertrümmert und daher um 1828 durch eine Platte von Gusseisen mit folgender Inschrift ersetzt wurde:

Dem
tätigen Förderer dieser Moorkolonien
dem
königlichen Moor-Commissaris
Jürgen Christian Findorf
geb. d. XXII. Febr. MDCCXX,
gest. d. XXXI. Juli MDCCLXXXXII.
von dessen Freunden und Verehrern.

Wie sehr Findorf bei den Kolonisten in Achtung stand, zeigte sich, als er im Jahre 1882 in Begleitung des Herzogs von York, der die entstandenen Dörfer besichtigte, bei einer Fahrt vom Weyerberge vom Bock stützte und ein Bein brach. Während der Kur glich seine Krankenwohnung an den Sonntagen einer Börse, wo seine neuen Staatsbürger und Anbauer nach dem Gesundheitszustandes „ihres Vaters“ sich erkundigten. Indeß hatte dieser Unfall keinen merklich nachteiligen Einfluß auf seine Gesundheit. Er starb unverheiratet, am 31. Juli 1792 zu Bremervörde im 73. Jahre seines Lebens und wurde auf dem Kirchhofe in Iselersheim, wo er eine Mooranbauerstelle besaß, begraben. Das Dorf Findorf, Kirchspiel Gnarrenburg, ist zu Ehren des Moorkommissars so genannt. Schrötersdorf, Kirchspiel Grasberg, trägt den Namen des Astronomen Schröter, Oberamtmann in Lilienthal.

Die Regierung sorgte auch für das geistige Wohl der Kolonisten. Auf Antrag des Kammerrats von Bremen wurde vom König der Bau einer neuen Kirche auf dem Weyerberge für die umliegenden Moor-Kolonien genehmigt. Im Frühjahr 1757 in Angriff genommen, wurde derselbe unter Findorfs Leitung und Beteiligung, er malte z. B. das Altarbild, den Sündenfall und die Himmelskönigin darstellend - im Herbst 1758 vollendet und am 1. April 1759 von Generalsuperintendenten Pratje aus Stade unter großartiger Beteiligung von nah und fern eingeweiht. Die Kirche hat ungefähr 1200 Sitzplätze und erhielt über der Haupttür folgende Inschrift:

Inter mediosbelli tumultus
Haecaedes sacra
Annuente Divini numinis gratia
Ecclesiac Ruricolarum
Ex paludibus circumiectis abacvo
incultis collectae
munificentia Regis augustissimi Georgii II. sub
Anspicis etcura Camerae Regiae Dominicae
fundata Posita Dicata,
Anno redemtae salutis
MDCCLIX

(Mitten in den Unruhen des Krieges ist diese Kirche unter Gottes gnädigem Beistande der Gemeinde, die aus den ländlichen Bewohnern des umliegenden, seit uralter Zeit unkultiviert gebliebenen Moores gesammelt ist, durch Freigebigkeit des erlauchten Königs Georg II und unter der Aufsicht und Sorge der königlichen Domainenkammer gegründet, erbaut und geweiht im Jahre des Heils 1759.)

Die Kolonisation machte so bedeutende Fortschritte, dass im Jahre 1789 auf dem Grasberge an der Wörpe und 1791 in Gnarrenburg je eine neue Kirche gebaut werden musste.

1759 bestand die Kirchengemeinde Worpswede aus 153 Feuerstellen und im Jahre 1813 aus 400 Feuerstellen und 2886 Seelen. Die Seelenzahl beträgt nach der Volkszählung vom 1. De-zember 1890 im ganzen 4527 Seelen. Die Toten werden auf dem Kirchhofe in Worpswede beerdigt.

Prediger in Worpswede waren:
1. J. F. Telge aus Quedlinburg vom 1. Apr. 1759, starb 1788
2. Pastor J. F. Büttner vorher in Oppeln, starb 1817, alt 90 Jahre
3. Jakob Heinrich Delius gebürtig in Wilstedt (erst Adjunkt), starb 1827, alt 53 Jahre
4. August Wilhelm Lühr Günsch, geb. zu Göttingen, von 1828 – 1851, alt 59 Jahre.
    (Adjunkt Christian Goldbeck aus Otterstedt)
5. Christian Heinrich Colpe geb. in Stade, eingeführt 1852, emert. 1884; gest. 1888
    zu Hannover, 79 Jahre alt. (Akjunkten: Pastor Schönfeld, Pastor Rotermund,
    Pastor Wittkopf
6. Gottfried Gustav v. Hanffstengel, geb. in Bremen, von Oppeln 1884 bis Mai 1892
7. Pastor Fitschen 1892 bis 17. Juni 1913 „nach dem Kirchbuche“

Wie Findorf für die Kolonisation, so ist Moorkommissar Witte namentlich für die Kanalisation von Bedeutung.

Klaus Witte wurde am 2. Januar 1796 zu Stade geboren und starb am 21. Dezember 1861 zu Bremervörde. Er ist der Erfinder der Klappstaue, bei welchen die Stauung in den Schiffgräben durch eine Klappe veranlasst wird, die, wie das frühere so genannte „Schutt“, bei der Durchfahrt der Schiffe nicht herausgezogen werden braucht, sondern durch dieselben niedergedrückt und alsdann durch das Oberwasser wieder aufgerichtet wird. Die Wasserläufe dienen außer zur Entwässerung des Landes noch als Schiffgräben; sie sind daher die Lebensadern der Kolonien, die erst dann gedeihen und aufblühen konnten, als ihnen bequeme Wasserstraßen die Abfuhr des Torfes ermöglichten. Der Endpunkt aller Straßen des Moores ist Bremen, das einen großen Markt für den bis jetzt einzigen Ausfuhrartikel des Moores bot. Doch hat die immer weitergehende Verbreitung der Steinkohle eine empfindliche Konkurrenz geschaffen.

Fast in der Mitte des Moores erhebt sich der 1 km lange Rücken des Weyerberges, die Marke und Warte desselben. Die Streichungslinie ist von Südost nach Nordwest gerichtet. Der östliche Teil führt den Namen Schmidtberg. An seinem Fuße bei Ostendorf ist ein Thonlager aufgeschlossen, das zur Anlage einer Ziegelei veranlasst hat. Hier ist Bernstein und der Seeigel gefunden worden. Der westliche Teil heißt der Gartenberg. Nach Norden springen zwei Rücken hervor, auf dem niederen größeren ist Kirche, Schule von Worpswede und im Jahre 1883 am 400jährigen Geburtstage Luthers das Lutherdenkmal erbaut; der höhere westliche wird der Findorfberg genannt. Die höchste Spitze ist nach Dr. Häpke’s barometrischer Messung 52 m.

Die Sage von „Dietrich und Meta“ oder wo der Weyerberg herkömmt.
Vor länger als tausend Jahren lebte am Harze der Riese „Hücklüt“, der zum Geschlechte der Hünen gehörte, welche so groß waren, dass sie die Spitze vom Kirchturm abbeißen konnten. welche so groß waren, dass sie die Spitze vom Kirchturm abbeißen konnten. Seine Frau hatte ihm eine Schürze von Ochsenfellen genäht; zehn Ochsenfelle lagen übereinander und die Schürze war so groß und stark, dass er wohl tausend Ochsen auf einmal darin tragen konnte. Als Hücklüt aber einstens Menschenfleisch geschmeckt hatte, wollte er nicht anderes mehr essen. – In jener Zeit regierte im Sachsenlande der Herzog „Rugbrock“; dieser versprach, seine schöne Tochter Meta dem zu geben, der den Hücklüt umbrächte. Einmal gab „Rugbrock“ auf dem Blocksberge ein großes Fest, und die Sachsen brachten dazu ihrem Herzoge viele Geschenke. Auch ein junger, armer Fischer aus dem „Gaukenlande“ namens Dietrich war zum Blocksberge gekommen. Alle waren recht vergnügt und guter Dinge, da hieß es plötzlich: „Der Hüne kommt“. Jeder suchte einen Schlupfwinkel und der Hüne ergriff nur Dietrich und Meta. Und wunderbar, Hücklüt hatte sein Wohlgefallen an diesen beiden Menschen, er behielt Dietrich bei sich und gab Meta seiner Frau zum Zeitvertreib. – Dietrich forderte nun einmal seinen Herrn auf, nach Norden zu gehen, da gebe es eine Menge trefflicher Fische. Hücklüt meinte, die Fische seien sehr groß und ausgiebig und könnten so mit der Hand gefangen werden, und ging dieserhalb auf den Vorschlag ein. Er nahm Dietrich auf den Kopf und war mit einigen Hundert Schritten bei Bremen. Dietrich sprach: „Hücklüt, nimm eine Schürze voll Sand mit, denn weiterhin ist das Erdreich glatt, so dass man wohl ausrutschen kann. Hücklüt tath es und als er in die Gegend kam, wo Wümme und Hamme sich vereinigen, entfiel ihm eine Ecke der Schürze und etwas Sand fiel heraus. „Da können die kleinen Menschen noch einmal horsten und nesten“, sprach Hücklüt und der Sandhaufen hieß fortan „Horst“ oder „Waterhorst“. – Dietrich machte jetzt dem Hünen einen Vorschlag und sagte: „Ich will etwas vorausgehen und den Boden untersuchen; wenn ich winke, dann kommst du nach.“ Dietrich lief nun ein paar Stunden weit bis in das Moor und nun winkte er Hücklüt, der bei dem Waterhorst wartete. Der Hüne machte ein paar gewaltige Schritte, da saß er im Moore fest. Dietrich lief fort und als er sich weit genug fühlte, blieb er stehen und lachte den Hünen aus. Dieser aber ärgerte sich und warf eine Hand voll Sand nach Dietrich, traf ihn aber nicht. Als die Menschen in der Gegend hörten, dass Hücklüt im Moore festsitze, kamen sie und schossen mit Pfeilen nach ihm; aber Hücklüt wischte alle Pfeile ganz gemächlich ab. Nach einigen Tagen jedoch war Hücklüt vor Hunger gestorben. Die Leute aber standen und sahen den Sandhaufen an, den der Hüne dem Dietrich nachgeworfen hatte und sagten: „Den Barg, den hätt den Wind ferweiht,“ und nannten ihn „Weyerbarg“ – Dietrich ging jetzt recht vergnügt zum Sachsenherzoge und als er ihm die Geschichte erzählt hatte und der Herzog sich versichert hatte, dass alles Wahrheit war, da erhielt er die Prinzessin Meta, die sich von der Frau des Hünen weggeschlichen hatte, zur Gemahlin. Als Rugbrock gestorben war, wurde Dietrich Sachsenherzog. – Das Moor aber, wo der Hüne Hücklüt umgekommen ist, heißt noch immer das „Teufelsmoor“.

Aus Rugerti, Schulgesetzgebung 1844 ist zu verzeichnen:
Worpswedermoor hatte damals 10 Feuerstellen mit 64 Seelen, Worpedahl 7 Feuerstellen mit 50 Seelen und Nordwede 13 Feuerstellen mit 82 Seelen. Eine nennenswerte Veränderung haben in obiger Beziehung diese drei Kolonien nicht erfahren.

Die Mooranbauer führen ein saures Leben. Von April bis Ende Juli beschäftigen sie sich ausschließlich mit der Torffabrikation. In dieser Zeit trifft man sie mit Ausnahme von zwei Mittagsstunden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei der Torfkuhle. Bis Ende des vorigen Jahrhunderts wurde nur Stechtorf in der einfachen Weise fabriziert, dass man die Soden aus dem Moore herausstach. An die Stelle des Stechtorfs trat allmählich der Backtorf. Derselbe wird auf folgende Weise verfertigt. Nachdem das untere schwarze Moor von der oberen grauen Schicht befreit worden ist, wird derselbe bis auf den Sand herausgegraben, die Stücke auf einem Karren oder einem auf Schienen laufenden Wagen auf die dazu bestimmte Fläche gefahren und mit einer Forke in einer Dicke von etwa 25 cm zusammengesetzt und zerschlagen. Dann wird er zunächst mit bloßen Füßen zerknetet danach mit gewöhnlichen Holzschuhen dicht gestampft, dann mit Brettholzschuhen, die sich durch größere Breite und das Fehlen des Absatzes von den übrigen unterscheiden, „eben“ getreten und endlich mit einem besonderen Spaten, der aus einem bogenförmigen mit einem Griff versehenen Stiel und einem an diesem befestigten dreieckigen Eisen besteht, geschmiert, so dass die Oberfläche ein spiegelglattes Aussehen erhält. Diese Masse wird zunächst durch Längsschnitte in 25 cm breite Streifen und darauf durch Querschnitte in 10 cm breite Soden geteilt. Nach einiger Zeit wird der Torf „aufgenommen“ und kann dann wieder nach einiger Zeit zu größeren Haufen zusammengelegt werden. Das ist eine sehr mühsame und langwierige Arbeit.

Um Johannis werden die beschmutzten Torfkleider beiseite geworfen und durch reine ersetzt. Alle Herzen atmen erleichtert auf im Hinblick auf die beginnende Heuzeit, die als eine Erholung von der schweren Arbeit der Torffabrikation betrachtet wird. Auch die darauf folgende Kornernte, sowie die bei Gelegenheit vorgenommene Verarbeitung des Torfs werden mit mehr Muße verrichtet.

Der Ackerbau wird folgendermaßen betrieben: Der Acker wird in der Regel ohne Gespann mit vierzehnigen Moorhacken einmal zu Roggen und zweimal zu Kartoffeln umgehackt; die Eggen werden von Menschen gezogen und der Dünger sowie die Ernte auf Schiebkarren transportiert. Jährlich wird der Moorboden gedüngt. Die Aussaat des Roggens geschieht vom 7. – 20. September. Kartoffeln werden ist der zweiten Hälfte des April gepflanzt. Auf die Hornviehhaltung wird viel Aufmerksamkeit verwendet. Bei den meisten herrscht Sommer-stallfütterung. Im Winter wird neben Heu und Stroh viel Roggen, Gersten und Maisschrot gefüttert. Die Milch wird größtenteils durch Kälbermast verwertet, welche schon bei den meisten den Hauptgelderwerb ausmacht. Die Kälber werden bis zu einem Alter von 14 Wochen mit nicht abgerahmter frischer Milch gemästet.

Schafhaltung findet bei den meisten gar nicht, bei einigen nur in beschränktem Maßstabe statt. Schweine werden für den eigenen Gebrauch und bei reichen Kartoffelernten auch zum Ver-kaufe gemästet.

Federviehzucht mit Verkauf von Eiern ist sehr allgemein, Bienenzucht dagegen sehr wenig verbreitet. Anbau von Gemüse zum Verkaufe wird nicht betrieben. Fischerei betreibt der Einwohner Nr. 5 in Waakhausen.

Den Mangel an Wiesen suchen die Bewohner durch Pacht von Grünland an der Hamme zu ersetzen. Die Preise sind in der Regel sehr hoch; 0,50 ha kostet zwischen 60 – 75 Mark, dafür kann die Wiese aber zweimal gemäht werden.

Die häufigsten Ackerunkräuter sind: weißes Honiggras, Sauerklee, Taubnessel, Hühnerdarm, Knöterich und Acker-Quecken.

Die Nahrung bestand in frühester Zeit aus Kartoffeln und Brot, die als Brot-, richtiger Wassersuppe, trockne Kartoffeln, Kartoffelnbutter, Kartoffelpfannkuchen bei jeder Mahlzeit wiederkehrten. Fleisch und Speck gab es nur in der Zeit der Torffabrikation. Gemüse wurde anfangs nur wenig gewonnen, jetzt gedeiht es vortrefflich, wird daher längst nicht mehr entbehrt. Fleisch und Speck fehlt jetzt in keiner Haushaltung. Die Schweine kauft der Mooranbauer im Frühjahr, mästet sie bis Weihnachten, schlachtet sie dann und hängt den Speck in den Rauch. An Fleisch kommt nur Rind- oder Schaffleisch zur Geltung. Das Rindvieh wird fett vom Scharmbecker Viehmarkt geholt; dagegen werden die Schlachtschafe auf der Geest im Juli gekauft, lassen dieselben entweder auf dem Felde, oder wenn dieses im September wieder besät ist, auf dem Graslande beim Hause gehen, wo diese Art Schafe in kurzer Zeit sehr fett wird. Das Fleisch wird im Oktober in den Rauch gehängt und muß für ein Jahr ausreichen. Darum werden mindestens zehn dieser Tiere geschlachtet. Frisches Fleisch wird nur in den seltensten Fällen gegessen. Eine bedeutende Rolle unter den Nahrungsmitteln spielt der Buchweizenpfannkuchen. Einige ziehen den Buchweizen selbst; manche kaufen ihn; entbehren kann ihn keiner. Er ist ein solches Bedürfnis, dass man bei längerer Entbehrung sich nicht wohl fühlt.

Auch hat der Moorbauer einen besseren Anzug bekommen. Früher trugen die Männer, Frauen und Kinder nur selbstgewebte Stoffe. Das Spinnrad und der Webstuhl fehlte in keinem Hause. Bei der Verheiratung wurde ein Anzug gekauft, der fürs ganze Leben aushalten musste. Von den Knaben der ärmeren Leute wurde zur Konfirmation ein Rock geliehen. Die Leute waren so abgehärtet, dass sie auch im strengsten Winter kein Unterzeug trugen.

Gegenwärtig werden die selbstgewebten Stoffe nur von Frauen, die für ihre schwarzen warmen Wollröcke noch keinen Ersatz gefunden haben, und vereinzelt von Kindern getragen. Im Übrigen erblickt man nur gekaufte Stoffe. Die Kinder erhalten bei ihrer Konfirmation einen eigenen Anzug, der nach einigen Jahren schon durch einen neuen ersetzt wird. Im Winter tragen Männer, Frauen und Kinder warmes wollenes Unterzeug. Überzieher sieht man nur vereinzelt, aber die Frauen entbehren sogar nicht der Mäntel und Pelzsachen. Bis noch vor wenigen Jahren trugen die Frauen vor ihrer nur den Hinterkopf bedeckenden Bandmütze einen weißgefärbten, vorn mit Spitzen besetzten, künstlich gefalteten Strich, der fast bis auf die Stirn reichte.

Auch die Wohnungen haben ein besseres Aussehen bekommen. Die ersten Anbauer wohnten größtenteils in kleinen Häusern, die an der Diele etwas Stallraum, im Flett eine Feuerkuhle und hinten im Hause noch zwei Wohnräume, die aber gänzlich nicht benutzt wurden. Im Winter saß die ganze Familie um ein Herdfeuer, welches immer wieder erneuert wurde. Zur besseren Beleuchtung der Diele diente ein „Krüsel“, dessen Docht mit Thran getränkt wurde.

Wenn ein Fremder gegenwärtig durch die Dörfer wandert und die von Birken, Eichen, Tannen und Obstbäumen umgebenen Häuser zwischen Wiesen, Höfen und Feldern erblickt, die meistens noch mit Fachwerk gebaut, sämtlich aber von stattlicher Größe sind, so wird er schwerlich glauben, die Wohnungen der vielbesprochenen Moorkolonisten zu sehen. Jedes Haus hat zwei kleine, aus einem oberen und einem unteren Flügel bestehende Seitentüren und eine aus vier Flügeln bestehende „große“ oder „lange“ Thür vorn im Hause. An der einen Seite der Diele sieht man 3 – 7 wohlgenährte Kühne, an der anderen Schweine, Kälber und bei einigen auch Pferde in abgetrennten Ställen. Pferde haben aber nur fünf Bewohner. Der Raum erweitert sich nach beiden Seiten bis an die Außenwand des Hauses zu dem mit Feld- oder Ziegel-steinen in quadratischen Formen gepflasterten „Flett“, das von links und rechts reichliches Licht erhält und in das die beiden Seitentüren münden. Im „Flett“ befand sich früher die Feuerkuhle oder der Herd. Hinten im Hause liegen zwei Wohnstuben, die gewöhnlich durch eine Küche voneinander geschieden sind. In jeder Stube befindet sich eine oder zwei Butzen zum Schlafen. In neuerer Zeit baut man jedoch mit den Stuben in Verbindung stehende Kammern im Fleet, um nicht in der Wohnstube schlafen zu brauchen; auch macht man in jetziger Zeit vielfach einen mit dem Flett in Verbindung stehenden Ausbau nach außen, der als Küche dient. Das Korn wird auf den Hausboden gebracht; die neben dem Hause gebaute, ebenfalls mit Stroh gedeckte Scheune, deren Wände gezäunt sind, dient zur Aufnahme von Torf, Heu, Wagen, Geräten u.s.w.

Bei Übergabe der Stelle trennen sich nur in seltenen Fällen die „Alten“ von den jungen Leuten. Hin und wieder nehmen erstere ihren Altenteil und führen in einer ihnen im Hause überwiesenen Stube ihren eigenen Haushalt. Bauer, Knecht und Magd arbeiten stets zusammen und essen auch gemeinschaftlich. Früher aß der Bauer und auch wohl der älteste, erwachsene Sohn mit einem schiefen Löffel, d. i. ein hölzerner Löffel, dessen Stiel eine nach außen gehende Biegung hatte.

So fleißig die Mooranbauer im Sommer, so gemütlich und gesellschaftliebend sind sie im Winter. Die jungen Leute versammeln sich in der Spinnstube und die alten machen von Zeit zu Zeit einen Besuch bei Verwandten oder guten Freunden, die Frauen mit ihrem Spinnrade und die Männer mit ihrem Strickzeug. Das Stricken besorgen in der Regel die Männer; es gibt jetzt sogar noch Frauen, die keine Masche zu machen verstehen. Neben diesen Versammlungen in der Woche finden außerdem noch „Kaffeevisiten“ an Sonn- und Festtagen statt, auf die oft Vorbereitungen getroffen werden, welche die Kräfte des Mooranbauers übersteigen. Zahlreich sind auch die öffentlichen Vergnügungen, wie die Tanzereien, die nur von unverheirateten, sowie Bälle, Konzerte, Theater, die auch von verheirateten Leuten stark besucht werden.

Großartig werden manchmal die Hochzeiten gefeiert. Man unterscheidet deren drei: 1) eine „Kaffeehochzeit“, auf der nur Kaffee und Kuchen verabreicht werden. 2) eine „stille Hochzeit“, die ohne Sang und Klang in wenigen Stunden vorüber geht. 3) eine richtige „Fleischhochzeit“, zu welcher gehörig eingeschlachtet wird und die früher bis zum folgenden Abend, jetzt bis zum folgenden Morgen dauert. Zu einer solchen Hochzeit werden häufig 100 – 200 Häuser eingeladen. Das Einladen besorgt der nächste männliche Verwandte des Gastgebers. Den Stock mit einer roten Schleife, die Mütze mit einer Blume geschmückt, zieht der Hochzeitsbitter von einem Ort zum anderen. Früher sprach er in jedem Hause etwa folgendermaßen:

„Goden Tag!
Goden Tag!
Hier komm ich hergeschritten
Und nicht geritten;
Ich wollt euch wohl zu der Hochzeit bitten.
Hier hat mich hergesandt der Bräutigam und die Braut,
Die sich haben miteinander vertraut.
Sie lassen euch freundlich grüßen und bitten,
Wie ich’s habe vernommen,
Sollt ihr den Freitag zu ihnen kommen.
Erstens sollen gebeten sein der Herr und die Frau,
Zweitens eure Söhne und Töchter,
Drittens eure Knechte und Mägde,
Die sollen auch nicht sein träge.
Sie sollen sich fein schmücken und zieren,
Haare krausen und Stiefel schmieren,
Damit sie können mit dem Bräutigam und der Braut
Einen Weg über das Feld spazieren.
Die jungen Mädchen sollen haben
Haare lang,
Bussen blank,
Buk rund,
Vorschorten klor,
Kiegsack swor,
Schoh swart,
Spangen blank.
Ok nicht all to glatt,
Damit der Bräutigam und die Braut
Noch haben etwas voraus.
Alsdann sollt ihr haben
Schaffer und Schenker,
Stühle und Bänke,
Teller und Tisch,
Peger und Fisch,
Semp und Sur
Das verdirbt keine Natur.
Pipen und Taback
Solang as min Stock.
Krieg ji’n Glas Wien,
Dat wö ji woll sehn.
Meidet dabei allen Hader und Streit,
Lebet in lauter Lust und Freud.
An meine schlechte Bitte und Lehre
Sollt ihr euch nicht stoßen noch kehren;
Wenn ich mal wieder einkehre,
Will ich es besser wissen und lehren.
Gestern Abend, da ich wollte studieren,
thäten mich die schönen Jungfrauen verführen;
Da habe ich die ganze Nacht bei gesessen
Und mein studieren ganz vergessen.
Hätt’ ich mich gestern Abend recht bedacht,
So hätt’ ich es heute viel besser gemacht.
Meine Rede ist aus.
Ich habe gebeten das ganze Haus.
Junge und Alt, Groß und Klein
Sollen Alle von mir gegrüßet sein.
Nun stellt jo man in
Und sagt nich, dat ick’r nich wesen bin.

Bemittelte Kolonisten lassen gegen früher jetzt die Trauung im Hause vollziehen, nachdem sie vorher die Heiratsurkunde beim Standesamt vollzogen haben. (Quellen: Festschrift des Provinzial-Landwirtschafts-Vereins zu Bremervörde und „Das Teufelsmoor von J. H. Müller“)

 

II. Abschnitt die Schule bis zur Gegenwart:

Der auf Seite 1 ff. dieser Chronik näher beschriebene, vereinigte Schulverband führte anfänglich den Namen, „Nordweder“ Schulverband. Allmählich hat sich der Name „Worpedahler“ Schulverband eingeschlichen, so dass in neuerer Zeit nur der letztere Name genannt oder geschrieben wird. Richtiger ist dies auch, da das Schulhaus auf Worpedahler Grund und Boden steht.

Das Schulgrundstück wurde von Hinrich Mahnken zu Worpedahl für 265 Rthlr. Gold unter Übernahme des verhältnismäßigen Meierzinses und der Steuer gekauft und ist 39,92 ar groß.

Anno 1853 den 9. Februar berichtet der Königl. Kirchen-Kommissäir Hodenberg zu Lilienthal an die Bevollmächtigten des neu zusammengesetzten Nordweder Schulverbandes:

  1. Dirk Schröder zu Worpswedermoor (Weyermoor)
  2. Hinrich Mahnken zu Nordwede
  3. Johann Murken zu Vorworpedahl
  4. Klaus Semken zu Waakhausen
  5. Johann Wellbrock zu Worpedahl

„Nachdem die Verhandlungen vom 7. Dezember d. J. berichtlich vorgelegt und den Anträgen der Bevollmächtigten über die Art des Schulhausbaues das Wort geredet gewesen, hat Königliches Consistorium das hier abschriftlich angelegte Restrigt vom 31. d. M. erlasssen, wonach jetzt den Interessenten nachgelassen ist, dem hier einstweilen beigefügten Ficke’schen Risse zu folgen und wollen wir nunmehr erwarten, dass nun auch die rückpflichtlich der Erhöhung des Bauplatzes in gestampften Sande gegebenen Vorschriften gewissenhaft innegehalten werden. Ebenso erfolgt hier einstweilen der Ficke’sche Kosten-Anschlag, welcher sich auf 1276 Thlr. 5 Gr. 4 Pf. beläuft und sind Riss und Kostenanschlag als Belege zur künftigen Baurechnung zu benutzen.

Darüber, welchen ärmeren Interessenten diejenigen 25 Thlr. zuzuwenden seien, welche zu einiger Ausgleichung wegen der im übrigen beschlossenen nachbargleichen Konkurrenz zu den ersten Baukosten dienen sollen, behalten wir uns unsere Entscheidung vor und wird endlich die bei Unterhaltung des Gebäudes anzuwendende Konkurrenz-Rolle aufgestellt werden, sobald die in nächster Zeit aufgenommen werdenden neuen Grundsteuer-Mutterrollen richtige dato ermöglichen werden.

Was endlich die bewilligten 600 Thlr. Beihülfe betrifft, so werden wir solche verwenden

  1. zur Bezahlung des Schulhausplatzes, wofür Hinrich Mahnken zu Worpedahl 265 Thlr. Gold erhält.
  2. als ein Voraus 10 Thlr. und 50 Thlr. für die Interessenten zu Weyermoor zufolge Restrigts vom 21. August 1851 und 12. Juli 1852
  3. als ein ferneres Voraus 25 Thlr. für die bedürftigsten Interessenten.
  4. den Rest aber an den zu bestellenden Rechnungsführer auszuzahlen, nachdem die Kosten davon genommen, welche durch die eventuell vorgeschrieben werdende Ablösung des dem Verkäufer nach dem Protokolle vom 24. August 1850 abzu-nehmenden Zinses werden herbeigeführt werden.

Das Decret des hiesigen Königl. Amtsgerichts vom 1. Dezember d. J., woraus sich ergibt, dass sich außer Albert Siedenburg zu Höftdeich im abgehaltenen Edictaltermine Niemand mit hypothekarischen Ansprüchen an den Schulplatz gemeldet, geht hierneben zurück.

Nach diesen beiden Schreiben haben die Schulinteressenten von Weyermoor zu dem im Jahre 1853 erbauten Schulhause von der bewilligten staatlichen Beihülfe ad 600 Thlr. 60 Thlr. vorab erhalten, weil sie erst kurz vor dem Jahre 1853 ein neues Schulhaus gebaut hatten. Dieses Schulhaus in Weyermoor stand auf der Hofstelle Haus Nr. 5 daselbst und wurde später auf Abbruch an den Gastwirt Albert Reiners in Osterwede verkauft, der sich ein Kegelbahnhaus daraus gebaut hat. Lehrer in Weyermoor war damals D. Mahnken. Zur Schule gingen 19 Kinder aus 11 Familien. Das Gehalt betrug 11 Thaler nebst Reihetisch. Die Schulinteressenten zu Nordwede, Worpedahl, Vorworpedahl bildeten einen Schulverband und hatten ein Unterrichtslokal in dem Hause Nr. 9 zu Nordwede gemietet. Lehrer war hier Behrend Bunger, wohnhaft Haus Nr. 4 in Nordwede und bezog ein Gehalt von 15 Thlr. nebst Reihetisch, wofür er 34 Kinder aus 27 Familien zu unterrichten hatte.

Im Jahre 1853 wurden die beiden Schulgemeinden kombiniert. Das damals erbaute Schulhaus stand südöstlich von dem jetzigen und war 48 Fuß lang und 32 Fuß breit. Es kostete nach dem vorgefundenen Kosten-Anschlage von Ficke aus Scharmbeck 1276 Thlr. Es enthielt außer der Schulstube eine Wohnstube, eine Schlafkammer, Küche, Vorratskammer, Flur und Stallraum für eine Kuh.

Große Schwierigkeiten verursachte den Interessenten der Transport des Baumaterials namentlich des Sandes, der zur Erhöhung des Bauplatzes dienen sollte. Dieser Sand musste stundenweit in Schiffen herbeigeschafft werden und wurde dann mittels Schiebkarren vom Wörpedahler oder Nordweder Damm gemeinschaftlich auf den Bauplatz geliefert. Bauunter-nehmer des Schulhauses war Zimmermeister J. H. Cordes aus Rotenburg, wie aus der Inn-schrift am südlichen Giebelbalken des Hauses hervorging, welche lautete: „Dieses neue Schulhaus ist erbaut zur Ehre Gottes und zum Nutzen und Segen unserer Schuljugend vom Nordweder Schulverbande. J. H. Cordes 1853.“ Diese Inschrift war verfasst und in den südlichen Giebelbalken geschnitzt von dem Lehrer Behrend Bunger in Nordwede Haus Nr. 4, welcher im Jahre 1855 gestorben ist. Die Regierung gab zu dem Neubau eine Beihülfe von 1800 Mark und außerdem ein Kapital von 1500 Mark, dessen Zinsen der jedesmalige Stellinhaber erhält. Dieses Kapital ist seit jener Zeit als Hypothek eingetragen gewesen zu Lasten des Besitztums des Mooranbauers Geffken in Worpheim. Es soll in der Absicht des Königlichen Konsistorii bei Bewilligung dieses Kapitals gelegen haben, die Schulstelle bei vor-kommender Gelegenheit durch Ankauf von Schulländereien zu verbessern. Eine solche Gelegenheit bietet sich jetzt dar, wie sie nie wieder vorkommen dürfte. Die Ehefrau des Lehrers Schröder zu Wörpedahl wünscht 54 ar 32 qm (Kästchen + m geschrieben) guten Landes zu verkaufen. Die vorhandenen Äcker liegen gerade dicht neben dem vorhandenen Schulplan, wodurch die künftige Bestellung sehr erleichtert werden würde. Im Jahre 1878 schrieb das Königliche Konsistorium unter dem 30. November also: „In Betreff des nur 4 Prozent Zinsen tragenden Schulkapitals von 500 Thlr. hat der Schulvorstand zu erwägen, ob es sich nicht empfehle und ausführbar sei, gelegentlich durch Landerwerb mittelst desselben die Stelle einträglicher auszustatten.“

Das Einkommen der Schulstelle wurde bei Vereinigung der beiden Schulen Nordwede – Weyermoor auf 450 M. normiert neben freier Feuerung. Dieses Gehalt wurde folgendermaßen aufgebracht:

  1. Durch Schulgeld – 160 M. und zwar für jedes Kind 3 M, wenn 1 oder 2 Kinder aus einer Familie die Schule besuchten, für das dritte und alle folgenden wurde die Hälfte bezahlt.
  2. Durch Gemeindebeitrag – 110 M nach Simglis.
  3. Den Fehlbetrag ad 120 M leistete der Staat. Dazu kamen die obigen Kapitalzinsen von 60 M sind 450 Mark.

 

Dieser Beitragsfuß nach Simglis hat zweimal eine Abänderung erleiden müssen. Zuerst auf Antrag der bemittelten Mitglieder und zwar in der Weise, dass der Schulbeitrag durch 1/3 nachbargleich und 2/3 nach Simglis aufgebracht wurde.

Sodann wurde er auf Antrag der unbemittelten Einwohner in der Weise abgeändert, dass alles nach der Staatssteuer berechnet wurde. Hierbei kommt die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer halb und die Einkommen- und Gemeindesteuer voll zur Anrechnung unter gänzlichem Ausschluß der Hausiergewerbesteuer. Die Schulgeldzahlung wurde 1888 gesetzlich aufgehoben.

Die Zahl der Schulkinder hat in all den Jahren zwischen 60 und 70 variiert.

Im Jahre 1877 wurde das im Jahre 1853 erbaute Schulhaus um etwa 6 m verlängert und die Wurt durch Sandaufschüttungen bedeutend erhöht. Es enthielt nun außer der Schulstube 2 heizbare Stuben, 3 nicht heizbare Kammern, Küche, Keller, Speisekammer, Stall-, Diel- und Bodenraum. Diese Erweiterung kostete 397 Thlr., welche Summe angeliehen und ratenweise von der Gemeinde abgetragen wurde. Bei diesem Bau kam es zwischen Johann Ebbers in Waakhausen und der Schulgemeinde wegen des Nordweder Schulweges zu einem langwierigen Prozesse, weil Ebbers glaubte, ihn nur als Fußweg hergegeben zu haben, während die Schulgemeinde behauptete, ihn auch als Fahrweg benutzen zu dürfen. Ebbers verklagte die Schulgemeinde. Nach vielen Verhandlungsterminen wurde am 20. November 1878 folgender Vergleich abgeschlossen:

  1. „Der hier in Rede stehende Weg bleibt Eigentum des Klägers und es bleiben ihm alle aus diesem Eigentum herfließenden Rechte und Befugnisse, er räumt jedoch der Schulgemeinde Nordwede rücksichtlich ihres Schulhauses das Recht ein, von Nordwede ab bis zum Schulhause, aber nicht darüber hinaus, den Weg als Fahrweg zu benutzen. Dagegen übernimmt die Schulgemeinde die Verpflichtung, den Weg in seiner jetzigen Breite als Fahrweg in fahrbarem Zustande zu erhalten, ebenso auch die vom Wege nach dem Schulhause führende Brücke.

    Den Graben an der Wörpedahler Seite hat die Schulgemeinde aufzuräumen und die Erde zur Wegeverbesserung zu benutzen.
  2. Die Kosten dieses Prozesses aus beiden Instanzen trägt die beklagte Schulgemeinde, Kläger ermäßigt jedoch seine Wegekosten auf 24 Mark.“

Vorgelesen, genehmigt.
Beglaubigt
gez. Meyer. Horstmann.

Die Kosten dieses Prozesses beliefen sich auf ca. 700 Mark.

Jetzt konnten aber die Einwohner von Weyermoor und Wörpedahl nur auf einem großen Umwege mit Gespann an das Schulhaus gelangen. Darüber herrschte immer große Unzufriedenheit. Um Frieden und Ruhe zu stiften, gab der Lehrer Schröder seinen Privatweg als Fahrweg für Weyermoor und Wörpedahl her. Darüber liegt folgender Kontrakt vor:

Grundbuch von Wörpedahl. Band II Art. I Ordn. Nr. 1 geschehen Königliches Amtsgericht Lilienthal II, am 23. Februar 1894 auf dem Gerichtstage zu Worpswede.

Gegenwärtig:
Amtsrichter Schlüter
Es erschienen

  1.     Der Lehrer Friedrich Schröder zu Wörpedahl für sich und in angeblichem Auftrage  seiner Ehefrau Gesche geb. Kohlmann zu Wörpedahl,
  2. a  Der Pastor Fitschen zu Worpswede
    b  Der Landwirt Martin Kück zu Weyermoor
    c  Der Stellbesitzer Gevert Wellbrock zu Nordwede als Vertreter des Schulverbandes
        Wörpedahl (Schulvorsteher) und gaben folgende Vereinbarung zu Protokoll:

Die Ehefrau Schröder ist Eigentümerin eines von dem Schulhause in Wörpedahl nach dem Weyermoor’er Kirchwege führenden Weges. An diesem Wege räumt sie dem Schulverbande Wörpedahl die Fahrweggerechtigkeit ein, und zwar in der Weise, dass dieser Weg für den Verkehr von und zu dem Schulhause von Jedermann benutzt werden darf. Dafür verpflichtet sich der Schulverband Wörpedahl, diesen Weg als Fahrweg in Stand zu setzen und zu unterhalten. Von dieser Pflicht zur Instandsetzung und zur Unterhaltung des Weges sind jedoch ausgenommen die in Nordwede wohnenden Schulinteressenten und diejenigen Schulinteressenten, welche am Nordwederdamm wohnen, und zur Gemeinde Waakhausen gehören. Es wird noch hervorgehoben, dass das Eigentum an dem Wege der Ehefrau Schröder verbleibt und dass diese nicht verpflichtet ist, den Weg in Stand zu setzen und zu unterhalten.

Die Eintragung dieser Last in das Grundbuch wird damit bewilligt und beantragt, und wird die Eigentümerin des fraglichen Weges sich den vorstehenden Erklärungen anschließen.

Die Kosten der Eintragung übernimmt der Schulverband z. H. des Comgarenten Kück.

                                                                                              Vorgelesen, genehmigt.
                                                                                              Beglaubigt
                                                                                              gez. Schlüter

Trotzdem das 1853 erbaute Schulhaus schon mehrmals durch Sandaufschüttungen erhöht worden war, so standen doch in dem Wasserjahre 1880/81 sämtliche Räume im Schulhause wieder unter Wasser; nur die Vorratskammer blieb wegen des höher liegenden Fußbodens frei, die deshalb zum Wohnen benutzt wurde. Die Kuh im Stalle wurde aufgeblockt, d. h. es wurde aus Balken und Brettern ein neuer Fußboden hergestellt. Viele Schulinteressenten waren mit ihrem Vieh nach Worpswede ausgewandert, andere hatten sich in die Bodenräume geflüchtet. Von Weihnachten bis 2 Tage nach Neujahr stand das Wasser im Hause. Der Schulunterricht konnte nach Neujahr 1881 erst am 10. Januar seinen Anfang nehmen, musste aber dann noch zweimal wegen Überschwemmung unterbrochen werden, nämlich vom 17. – 28. Februar und vom 17. – 28. März.

Seit dieser Überschwemmung wollte die Feuchtigkeit nicht wieder aus dem Schulhause weichen. Der Lehrer bekam Rheumatismus. Das Holz wurde vom Holzschwamm angegriffen. Alle 4 – 5 Jahre mussten neue Fußböden gelegt werden. Als nun im Jahre 1892 der Schulrat Dr. Lauer aus Stade das Schulhaus in Augenschein nahm, wurde dem Schulvorstande kurz und bündig aufgegeben, durch eine gründliche Reparatur obige Übelstände zu beseitigen. Nachdem über diese Reparatur aufgenommenen Kosten-Anschlage wurde dieselbe auf 8500 Mark veranschlagt. Dieser Kostenanschlag wurde der Königlichen Regierung zu Stade vorgelegt, allein diese versagte die Genehmigung und riet zum Neubau. Dieser Vorschlag wurde angenommen, da die Regierung dazu eine große Beihülfe in Aussicht stellte und so wurde im Jahre 1895 von dem Bauunternehmer Brüning in Lilienthal unter Leitung des Kreisbauinspektors Saring in Verden, der auch Riss und Kostenanschlag angefertigt hatte, mit einem Kostenaufwande von 12800 Mark der Schulhaus-Neubau zur Ausführung gebracht, so dass die Schulgemeinde noch 4300 Mark beisteuern musste. Das alte Schulhaus blieb Eigentum der Gemeinde, welches sie an Diedrich Schnaars in Nordwede Haus Nr. 2 für 780 Mark auf Abbruch verkaufte, der teils eine Scheune daraus baute und teils vieles überschüssige Material am 2. Januar 1896 in öffentlicher Auktion verkaufen ließ.

Den Rest obiger Summe ad 3470 Mark hat der Schulvorstand aus der Sparkasse zu Lilienthal angeliehen und wird mit 5 % verzinst und amortisiert.

Bei der am 17. Oktober 1895 vorgenommenen Abnahme des Schulhaus-Neubaus durch den Regierungs- und Baurat Dittmar aus Stade und Kreisbauinspektor Saring aus Verden in Gegenwart des gesamten Schulvorstandes wurde dem Bauunternehmer im großen und ganzen Decharge erteilt. Drei Ständer wurden wegen ihrer Haltbarkeit sehr getadelt. Darum hat Brüning folgenden Kontrakt unterschrieben:

„Gemäß mündlicher Abmachung bei der Abnahme des neuen von mir erbauten Schulhauses zu Wörpdedahl verpflichte ich mich hiermit schriftlich gegen die Schulgemeinde Wörpedahl, wenn die beiden Ständer an der Südseite des Hauses neben dem von der Südostecke aus gerechneten 1. Klassenfenster oder der Ständer an der Thür zu der Lehrerwohnung auf der Westseite und zwar für den Eintretenden der rechte Ständer nicht kernig oder gesund genug sich erweist oder mit den andern nicht ausdauert für den daraus entstehenden Schaden oder Unkosten zu haften. Der Wert beträgt etwa fünfzig Mark.“

                                                                                  Lilienthal, den 17. Dezember 1895
                                                                                  Gez. H. Brüning, Unternehmer

Darauf wurde das neue Schulhaus am 20. Oktober 1895 vom Pastor und Kreisschulinspektor Fitschen unter Beteiligung von nah und fern eingeweiht.

Die Erdarbeiten hat die Schulgemeinde nach dem bestehenden Beitragsfuße in natura geleistet und zwar in Gemäßheit der vollen Gemeinde- und Einkommensteuer, der halben Gebäude-, Grund- und Gewerbesteuer unter gänzlichem Ausschluß der Hausiergewerbesteuer. An Erdarbeiten waren erforderlich: 903 kbm Moorerde auszuheben, 1200 kbm Füllsand zur Befestigung der Fundamente resp. Terrainregulierung herbeizuschaffen.

Wegen der Anlieferung des Sandes spaltete sich die Schulgemeinde in zwei Parteien. Die eine Partei stellte zu diesem Zwecke einen ganz neuen Schiffgraben vom Wörpedahler Schiffgraben nördlich am Weyermoorer Kirchweg entlang bis zur Baustelle her, dessen Länge etwa 745 m, Breite 2 ½ m und Tiefe 2 m betrug. Nach dem Verhältnis der Steuer hatte diese Partei 900 kbm Sand anzuliefern.

Die andere Partei hatte 300 kbm Sand herbeizuholen. Sie ließ sich zu diesem Zwecke Eisenbahngeleisen nebst den dazu gehörigen Wagen aus Harburg kommen, um mittels dieser den erforderlichen Sand vom Nordweder Damm auf die Baustelle zu schaffen. Die Fortbewegung dieser Wagen war eine beschwerliche Arbeit und die Wagen kosteten 368 M Pacht.

Die Größe des Schulgebäudes ist genau aus dem dieser Chronik hinten angefügten Grundrisse zu ersehen, darum ist eine Beschreibung überflüssig. Jedoch sei bemerkt, dass das Haus in Fachwerk gebaut und mit Schiefer gedeckt ist.

Lehrer waren:
1, vor 1853 in Weyermoor D. Mahnken aus Osterwede und in Nordwede Behrend Bunger.  
    Dieser blieb Lehrer des vereinigten Schulverbandes, starb 1855.
2, Friedrich Brünjes von 1855 – 1870
3, Friedrich Schröder aus Ueberhamm, geb. 18. April 1848,
    von Padingbüttel-Altendeich hierher im Herbste 1870.

Der Nr. 1 zuerst genannte Lehrer D. Mahnken erhielt 11 Thlr. Gehalt und Behrend Bunger 15 Thlr. nebst Reihetisch. 1855 kam es auf 450 Mark und freie Feuerung. In den siebziger Jahren wurde es auf 690 Mark gebracht. Am 25. Oktober 1876 schreibt das Königliche Konsistorium: Wir halten für erforderlich, dass das Diensteinkommen der Lehrerstelle an der Schule zu Worpedahl auf 750 Mark mithin um 60 Mark erhöht werde. Als Beginntermin dieser Verbesserung wurde der 1. Januar 1876 bestimmt. 1894 wurde das Gehalt auf 900 Mark erhöht. Nach dem Lehrerbesoldungsgesetzt vom 3. März 1897 kam das Gehalt auf 1000 Mark Grundgehalt und 120 Mark Alterszulage, die mit dem 7. Dienstjahre beginnt und von 3 zu 3 Jahren auf 1080 Mark steigt.

Bis in den fünfziger Jahre erteilten die Lehrer nur im Winter etwa von November bis Ostern Unterricht; im Sommer war höchstens an einigen Sonntagen Schule, bis darnach verordnet wurde, im Sommer an zwei halben Tagen wöchentlich und im Winter 30 Stunden zu unterrichten.

Um das Jahr 1876 wurde verfügt; dass im Sommer 18 Unterrichtsstunden stattfinden sollten und außerdem in 2 weiteren Stunden wöchentlich Turn- und Handarbeitsunterricht zu erteilen sei; jedoch konnten Kinder, die den Anforderungen der Oberstufe entsprachen, bis auf 12 Stunden dispensiert werden.

Jetzt werden 30 Unterrichtsstunden im Winter und 24 im Sommer wöchentlich gegeben. Die Nachmittage sind im Sommer schulfrei.

In der Winterschule mit 30 Unterrichtsstunden fallen Stunden: auf Religion 6, Deutsch 8, Rechnen 5, Realien 6, Singen 2, Zeichnen 1, Handarbeiten 2.

In der Sommerschule mit 24 wöchentlichen Unterrichtsstunden fallen Stunden: auf Religion 5, Deutsch 7, Rechnen 4, Zeichnen 1, Realien 4, Singen 1, Turnen (Handarbeiten) 2.

Schulanfang im Winter 8 ½ Uhr, im Sommer 8 Uhr.

In wirklichen Notfällen werden Kinder der Oberstufe bis auf 18 Stunden dispensiert, jedoch so, dass sie jeden Tag die Schule 3 Stunden besuchen.

Schülerbibliotheken sind nicht vorhanden, doch werden die in Worpswede vorhandenen von den Erwachsenen und auch teilweise von den Kindern fleißig benutzt.

1)Siedlungsstrukturen in Niedersachsen, Findorff-Siedlungen in den Mooren zwischen Weser und Elbe, S. 44.

2)Vgl. Siedlungsstrukturen in Niedersachsen, Findorff-Siedlungen in den Mooren zwischen Weser und Elbe, S. 44f.

Findorff-Plan Weyermoor
Poesiealbum 1895 Monsees Wörpedahl
Erste Seite der Chronik
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Über uns | Disclaimer | ©2008